Franziskaner - Sommer 2025

27 FRANZISKANER 2|2025 Papst Franziskus Ein Name als Programm Cornelius Bohl OFM Das Pontifikat beginnt mit einem Coup. Als der Argentinier Jorge Mario Bergoglio am Abend des 13. März 2013 auf die Loggia des Petersdoms tritt, überrascht er gleich mit einem Triple. Das hat es noch nie gegeben: Zum ersten Mal ein Papst aus Lateinamerika. Zum ersten Mal ein Jesuit auf dem Heiligen Stuhl. Und zum ersten Mal gibt sich ein Pontifex diesen Namen: Franziskus. Die Namenswahl ist mehr als ein neckischer Einfall. Der Name ist Programm. Mit Blick auf den Heiligen von Assisi wird der durch und durch jesuitisch geprägte Bischof von Rom während seiner zwölfjährigen Amtszeit entscheidende Impulse für die weltweite Kirche setzen. und Nagasaki den Besitz von Atomwaffen für unmoralisch erklärt und ihre weltweite Abschaffung fordert, weil mit dem Wettrüsten Ressourcen vergeudet werden, die man den Armen vorenthält. Und damit es nicht bei päpstlichen Zeichen und Worten bleibt, führt er 2016 einen »Welttag der Armen« ein, der das Engagement für die Menschen am Rand in alle Ecken der Kirche tragen soll. Mit seiner Umweltenzyklika »Laudato si‘« von 2015 – auch das ein Novum in der Kirchengeschichte! – legt Papst Franziskus seinen Finger in eine andere große Wunde unserer Zeit. Dabei entleiht er nicht nur den Titel dem Sonnengesang, sondern beruft sich auch in seiner leidenschaftlichen Sorge um das gemeinsame Haus der Schöpfung explizit auf seinen Namensvetter aus Assisi. An Franz von Assisi werde deutlich, wie »die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar miteinander verbunden sind«. Integrale Ökologie Vergiss die Armen nicht!« Dies hatte der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes, selbst Franziskaner, dem gerade eben gewählten Papst noch im Konklave mit auf den Weg gegeben. Tatsächlich wird das dann ein durchgehendes Thema seiner Amtszeit: eine arme Kirche für die Armen. Die einfache Formel hat zwei Stoßrichtungen: Es geht einmal um den eigenen Lebensstil, und da setzt Franziskus schnell deutliche Akzente: Statt im Apostolischen Palast wohnt er im Gästehaus Santa Marta. Er tritt bescheiden und einfach auf. Er verabscheut jede Form von Klerikalismus und fordert noch vom Krankenbett in der Gemelli-Klinik wenige Tage vor seinem Tod eine Liturgie ohne »Prunk und Protz«. Wiederholt geißelt er Karrieremacherei, Arroganz und eine »Pathologie der Macht« in kirchlichen Kreisen. Christinnen und Christen sollen sich nicht im Zentrum tummeln, sondern an die Ränder gehen. Die Peripherie ist der Platz der Kirche. Und rückt das zweite große Anliegen des Papstes in den Blick: Eine solch arme Kirche ist für die Armen da. Demonstrativ nimmt Papst Franziskus auf seinen Reisen die Mahlzeiten nicht nur mit den Großen aus Gesellschaft und Politik ein, sondern isst gemeinsam mit Armen und Obdachlosen. Am Gründonnerstag wäscht er nicht zwölf Priestern die Füße, sondern geht im Ge²ängnis vor verurteilten Straftätern in die Knie, darunter auch Muslimen und Buddhisten. Gleich auf seiner ersten Reise erinnert Papst Franziskus auf der »Flüchtlingsinsel« Lampedusa an die Tausenden im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge und kritisiert eine Globalisierung der Gleichgültigkeit. Sicher, das alles sind nur Zeichen. Aber sprechende, provozierende, prophetische Zeichen. Sie rücken Menschen ins Blickfeld, die sonst niemand wahrnimmt oder die bewusst übersehen werden. Der Papst belässt es aber nicht bei imagefördernden Symbolbildern, er findet auch klare Worte, so wenn er die US-amerikanischen Bischöfe davor warnt, den illegalen Status von Geflüchteten sofort mit Kriminalität gleichzusetzen. Oder wenn er bei seiner Reise nach Hiroshima » PAPST FRANZISKUS © STEFANO SPAZIANI ª PICTURE¬ALLIANCE.COM

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