Franziskaner - Sommer 2025

30 FRANZISKANER 2|2025 Die Deutsche Bischofskonferenz hat ein klares Zeichen gesetzt mit der Erklärung »Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar«. Doch wie können Bistümer und Gemeinden diese Position umsetzen? Und wie geht man damit um, dass es christliche Milieus gibt, in denen bestimmte Positionen der AfD durchaus geteilt werden? Diese Fragen haben wir der Bischöflichen Bevollmächtigten des Bistums Limburg Prof. Dr. Hildegard Wustmans und dem Generalvikar des Bistums Limburg Dr. Wolfgang Pax gestellt. Völkischer Nationalismus Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit der Erklärung »Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar« im Februar 2024 eine viel beachtete und deutliche Abgrenzung gegenüber rechtsextremistischen und demokratiefeindlichen Haltungen und Positionen formuliert. Ausdrücklich bezogen auf die AfD wurde festgestellt, solche Parteien seien für Christ:innen kein Ort ihrer politischen Betätigung und auch nicht wählbar. Wie haben Sie die Reaktionen in- und außerhalb der Kirche auf die Erklärung wahrgenommen? Vor allem da es einige Brückennarrative zwischen AfD-Positionen und katholischen Überzeugungen gibt – insbesondere in Bezug auf den Lebensschutz, das traditionelle Familienbild oder eine Queerfeindlichkeit? Wolfgang Pax: Viele Menschen, auch zahlreiche Mitglieder der Parteien, die für eine freiheitliche und rechtsstaatlich Demokratie einstehen, haben sehr positiv auf die Erklärung der Bischofskonferenz reagiert. Aber natürlich gab es auch kritische Reaktionen, häufig anknüpfend an die erwähnten Brückennarrative. So wird zum Beispiel gefragt, ob die AfD denn nicht die Partei sei, deren Positionen zu Lebensschutz und Familienbild der katholischen Kirche am nächsten stünden. Damit müssen wir uns ernsthaft auseinandersetzen. Um es klar zu sagen: Das Familienbild der AfD schließt viele Menschen – insbesondere Migrantinnen und Migranten – aus. Das entspricht nicht einer christlichen Perspektive. Ein solches Menschenbild müssen wir entschieden zurückweisen. Hildegard Wustmans: Ich habe von vielen Menschen in unserem Bistum gehört, dass sie sehr dankbar sind über diese klare Positionierung der Bischöfe. Die Ehrenamtlichen in den Gremien des Bistums haben gesagt, dass die Erklärung ihnen Orientierung gibt in der Kommunikation mit Personen, die sie alltäglich treffen. Die klaren Kriterien, die genannt werden – Menschenrechte, Menschenwürde, Gottesebenbildlichkeit –, werden darin stark gemacht, so wie die christliche Tradition sie versteht. Sehen das alle innerhalb der katholischen Kirche so? Es wird schließlich auch von Katholikinnen und Katholiken berichtet, die sich in ihren Haltungen beispielsweise zum Lebensschutz angegriffen und ausgegrenzt fühlten. Hildegard Wustmans: Ich glaube, es ist Aufgabe und Chance von Kirche, von Gemeinderäten, diese Themen und Positionen verhandelbar zu machen. Es muss möglich sein, dass wir uns austauschen und einander mit Argumenten und Erfahrungen begegnen können. Die Kirche, die Gemeinden – und das ist ein großer Vorteil – bieten immer noch einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen. Das gibt es nicht mehr sehr oft, da sich viele nur noch in der eigenen Blase bewegen. In der Erklärung der Bischöfe stehen an unterschiedliche Milieus gerichtete Aussagen, die so nicht unbedingt zu erwarten waren: Die Bischöfe unterstützen ausdrücklich die »lebhafte und starke Protestbewegung« gegen die »Machenschaften der Rechtsextremisten« und fordern: »Leisten wir alle Widerstand, wenn Menschenwürde und Menschenrechte in Gefahr geraten!« An anderer Stelle heißt es, dass sich »die Kirche keinesfalls dem Dialog mit jenen Menschen entziehen wird, die für diese Ideologie emp²änglich, aber gesprächswillig sind«. In welcher Weise können diese Selbstverpflichtungen konkret umgesetzt werden? Wolfgang Pax: Wir haben im Frühjahr 2024 in unserem Bistum die Aktion »Nie wieder« gestartet. An vielen kirchlichen Orten waren die Banner ausgehängt, so auch bei uns am Bischöflichen Ordinariat. Damit haben wir uns als Bistum und mit zahlreichen Einrichtungen und Pfarreien klar positioniert und deutlich gemacht, dass wir die Gefahren sehen, die von rechtsextremen Bewegungen ausgehen. Dem wollen wir klar entgegentreten. Im Bundestagswahlkampf haben Interview: Thomas Meinhardt

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