31 FRANZISKANER 2|2025 und Christentum wir als Bistum auch eine weitere Aktion mitgetragen: »Zusammen für Demokratie«. Diese Aktionen haben in unseren Gemeinden und den Verbänden viel Anklang gefunden. An den verschiedenen Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf dem Gebiet unseres Bistums haben sich viele Katholiken und Katholikinnen beteiligt, hauptberuflich Mitarbeitende wie ehrenamtlich Engagierte. Hildegard Wustmans: Diese starke kirchliche Präsenz wurde auch öffentlich wahrgenommen. Ein weiterer Ansatz sind die Aktivitäten der katholischen Erwachsenenbildung, die mit entsprechenden Formaten in den Regionen tätig sind. Außerdem machen wir viel Zeitzeugenarbeit, um mit Schülern und Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. Denn auch das ist bekannt: rechtsextreme Gruppierungen versuchen ganz gezielt, Schülerinnen und Schüler zu rekrutieren. Hier ist es besonders wichtig verantwortlich gegenzusteuern. Wie gehen Sie im Bistum Limburg mit der Aussage in der Bischofserklärung um, dass »die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar« sind? Wolfgang Pax: Bei Bewerbungsgesprächen im hauptamtlichen Bereich gehört es dazu, dass wir klären, ob eine Person, die eine kirchliche Aufgabe anzielt, die Werte, die uns leiten, akzeptiert. Und natürlich sprechen wir darüber, ob sich die Person unsere grundlegenden Haltungen zu eigen macht. Im hauptberuflichen Bereich würden wir selbstverständlich reagieren, wenn wir wahrnehmen, dass eine oder einer unserer Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sich für die rechtsextreme AfD engagiert. Dann muss man zumindest darüber und über die dahinterstehenden Motive ins Gespräch kommen. Und dann müssen wir entscheiden, welche Konsequenzen daraus folgen. Hildegard Wustmans: In unserer Synodalordnung gab es schon vor der Erklärung einen Passus, der besagt, dass, wenn es zu Positionierungen kommt, zum Beispiel politischer Art, die mit dem, wofür die Kirche des Bistums Limburg steht, unvereinbar sind, entsprechende Maßnahmen getroffen werden können. Beispielsweise könnte dies bedeuten, jemanden ein mandatiertes Amt zu entziehen. Die Erklärung der Bischofskonferenz ist kein Kirchengesetz. Wenn man beispielsweise die Würzburger »Tagespost« liest, zeigt sich dort ein Milieu, dass »katholisch« völlig anders de²iniert als beispielsweise die Erklärung der Bischofskonferenz. Auch diese Kreise werden von einigen Bischöfen unterstützt. Wie sollte man Ihrer Meinung nach mit den Menschen umgehen, die hart am Rand des völkischen Nationalismus segeln, sich aber als gute Katholiken und Katholikinnen fühlen? Wolfgang Pax: Meine Erfahrung ist, dass es hilft verstehen zu wollen, ohne Verständnis zu haben für das, was nicht akzeptabel ist. Wir brauchen das Gespräch. Und wir sind als Katholikinnen und Katholiken dazu grundsätzlich auch in der Lage, weil wir aus unserem Glauben heraus eine Gemeinsamkeit haben. Wir wollen keinen Gesprächsabbruch, sondern wir wollen einen Raum schaffen, wo wir Positionen auch konfrontativ ansprechen können, mit dem Ziel, dass jemand sich vielleicht auf das einlassen kann, was uns prägt und daraus sein Verhalten verändert. Gibt es konkrete Dialog- und Informationsangebote oder Ansprechpartner:innen im Bistum Limburg, sodass eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den völkisch-nationalistischen Narrativen in Gang kommen kann? Hildegard Wustmans: Im Haus am Dom in Frankfurt gab es beispielsweise ein Format, in dem es darum ging, wie man mit »Rechten« reden kann. Es sind dazu auch Personen ins Haus am Dom gekommen, die politisch sehr unterschiedliche Positionen vertreten. Bei dieser Veranstaltung wurde die Frage in den Mittelpunkt gestellt, wie wir miteinander reden können. Prof. Dr. Hildegard Wustmans ist Bischöfliche Bevollmächtigte des Bistums Limburg und bildet mit Generalvikar Dr. Wolfgang Pax die »Doppelspitze« des Bischöflichen Ordinariats in Limburg.
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