Franziskaner - Sommer 2025

32 FRANZISKANER 2|2025 Dieses Format hat die Diözesanversammlung im letzten Jahr bei ihrer Klausur aufgegriffen mit dem Ziel: Wie übe ich das Gespräch mit Menschen, die extreme Positionen vertreten? Kann das überhaupt gelingen? Wie erlebe ich das? Wie werde ich be²ähigt, solche Diskurse auch in der Pfarrei oder andernorts zu führen? Es geht darum, sich nicht nur intellektuell mit dem Thema des Rechtspopulismus zu befassen, sondern Diskurse einzuüben. Auch im Kontext der Jugendverbandsarbeit des BDKJ passiert einiges. Das ist vor allem wichtig, weil zunehmend feststellbar ist, dass junge Leute für rechtsextreme Narrative ansprechbar sind. Wolfgang Pax: Ich finde es wichtig, uns auf Gespräche zu diesem Themenkomplex gut vorzubereiten und ich freue mich über jede Initiative, die versucht, Diskussionsräume zu schaffen. Wie kann man Menschen in den Gemeinden be²ähigen und unterstützen, diese Diskussionen zu führen? Viele Menschen in Gemeinden trauen sich bei bestimmten Argumentationen nicht zu widersprechen. Auch weil sie sich einfach nicht sicher genug in biblischer oder theologischer Argumentation fühlen. Wie können Christinnen und Christen, die ja in der Regel keine Theolog:innen sind, hier inhaltlich gestärkt werden? Wolfgang Pax: Ja, die Anforderung an die Sprach²ähigkeit erhöht sich für alle, die sich als Christin und Christ verstehen und so leben wollen. Denn wir können nicht mehr voraussetzen, dass Menschen ein Bild und eine Kenntnis von den prägenden Vorstellungen, etwa bestimmte Bibeltexte oder christlichen Denk- und Handlungsweisen wie Nächstenliebe haben. Für viele Bereiche gibt es gerade digitale Möglichkeiten, sich vertraut und damit sprach²ähig zu machen. Da sehe ich eine Chance, zu bestimmten Themen Anleitungsvideos anzubieten und Kirchenmitgliedern und anderen Menschen Bibelkompetenz, oder Argumentationskompetenz zu eröffnen. Hildegard Wustmans: Das eine ist das Angebot »Theologie im Fernkurs«. Das gibt es seit über 50 Jahren, und auch aus unserem Bistum nehmen Menschen das Angebot an und sagen: »Ich will mehr vom Glauben wissen, ich will argumentieren können, und ich will sprach²ähig werden.« Und in der Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt gibt es einen neuen Bachelorstudiengang. Dort kann man auch einzelne Module belegen, und auch hier stellen wir fest, dass es interessierte Personen gibt, die selbst auch theologisch sprach²ähig werden möchten. Wie sollte Ihrer Meinung nach die katholische Kirche in Deutschland zukünftig für die eigenen Werte einstehen? Was können Christ:innen tun, um eine demokratische und humane Gesellschaft zu stärken? Hildegard Wustmans: Ich würde sagen, wir müssen kenntlich machen, dass es nicht nur um die Kirche geht, sondern um das, wofür Kirche steht. Nämlich um den christlichen Glauben und die bedingungslose Anerkennung des Nächsten und der Nächsten. Wolfgang Pax: Menschen beistehen, wissen, dass uns die Erzählungen der Bibel tragen, anleiten und inspirieren und uns als Gemeinschaft gegenseitig bestärken. Sei es in den Feiern unseres Glaubens oder dann, wenn wir gemeinsam für Menschen und ihre Rechte und Würde sowie für eine Gesellschaft einstehen, die respektvoll miteinander umgeht. Das Bistum Limburg zeigt deutliche Präsenz im Widerstand gegen antidemokratische Strömungen. An vielen Orten – wie hier am Kirchort St. Aposteln in Frankfurt am Main – hängen Banner der »Nie-wieder-Kampagne«. NIE WIEDER © STEFAN HECKTOR | KUNDGEBUNG © KERSTIN MEINHARDT Der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing (l.) nimmt am 18. Januar 2025 an einer Kundgebung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in Limburg teil.

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