Franziskaner - Sommer 2025

35 FRANZISKANER 2|2025 DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO Kinshasa, die Hauptstadt der DR Kongo, liegt 2.626 km von Goma im Ostkongo entfernt. Das führt die gewaltigen Dimensionen des Landes vor Augen. RUANDA Goma Kinshasa UGANDA TANSANIA BURUNDI Nangaas AFC verlässt sich militärisch auf die M23-Kämpfer. Die meisten von ihnen sind gebürtig kongolesische Tutsi und von Jugend an im Exil in Ruandas Armee ausgebildet worden. Für sie ist Tshisekedi eine direkte Bedrohung. Denn er übernahm seit seinem Amtsantritt die rassistische Anti-Tutsi-Ideologie und befeuert diese in seinen Reden, um die Kongolesinnen und Kongolesen für den Krieg gegen Ruanda zu mobilisieren. Als Folge kam es zu grausamen Übergriffen auf kongolesische Tutsi. Fast alle noch verbliebenen Tutsi-Familien haben darau´in das Land verlassen. Jetzt hilft ihnen Ruandas Regierung, einen Landstrich zu etablieren, wo die Tutsi frei und sicher leben können. Das wäre dann auch im Handel für Ruanda nützlich. In westlichen Medien hält sich die These, dass Ruanda mit der Unterstützung der M23 die Rohstoffe der DR Kongo plündern will. Dabei sind die wichtigen Minengebiete, wo Kupfer und Kobalt für den Weltmarkt gefördert werden, Tausende Kilometer entfernt. Innerhalb der von den M23 Rebellen eroberten Region liegt nur eine einzige Coltanmine sowie einige Goldvorkommen. Doch derzeit wird dort kaum geschürft. Nur ein Bruchteil des vor dem Krieg exportierten Wertes erreicht derzeit den Weltmarkt. Ruandas Feldzug liegt eine andere Taktik zugrunde: Bis vor wenigen Jahren war in diesem Landstrich noch die ruandische Hutu-Miliz FDLR aktiv, die Nachfolgeorganisation der Täter des Völkermordes 1994. Sie lebten auf den Farmen der vertriebenen Tutsi, plünderten Rohstoffe, betrieben Landwirtschaft und Handel. Die FDLR verfolgt bis heute das Ziel, ihre Heimat Ruanda zurückzuerobern und die Tutsi-Minderheit ein für alle Mal auszulöschen. Dafür ist die Hutu-Miliz eine Allianz mit der Armee der DR Kongo eingegangen und hat ihren Kämpfern kongolesische Uniformen angezogen. Für die Tutsi-Regierung in Ruanda ist dies ein Sicherheitsrisiko, das auch 30 Jahre nach dem Völkermord das Trauma am Leben hält. Um diese Hutu-Völkermörder zu jagen, hat Ruanda die verwandten, kongolesischen Tutsi-Rebellen der M23 mit modernsten Waffen ausgestattet und auch eigene Truppen über die Grenzen geschickt. Schwierige Friedensverhandlungen – die Rolle der Kirche Der Interessenskonflikt ist enorm komplex. Umso schwieriger sind die Friedensverhandlungen. Dies zeigte sich zuletzt im Dezember 2024, als die Staatschefs von Ruanda und der DR Kongo unter Vermittlung der Afrikanischen Union ein Friedensabkommen unterzeichnen sollten. Es platzte, weil die Regierung der DR Kongo nicht bereit war, die Allianz mit der Hutu-Miliz FDLR aufzulösen. Die mühsam bereits im Juli 2024 ausgehandelte Feuerpause endete in einem erneuten Vormarsch der M23. Seitdem weiten die Rebellen ihr Hoheitsgebiet immer mehr aus. Im April 2025 hat sich nach dem Scheitern afrikanischer Friedensgespräche nun der Golfstaat Katar als neutraler Vermittler angeboten; es kam zu ersten Annährungsversuchen. Dabei spielte auch die katholische Kirche eine wichtige Rolle. Sie ist die größte Kirche Afrikas und im Land selbst die mächtigste nichtstaatliche Institution. Im Kontext des Krieges bemüht sich Kinshasas Erzbischof Fridolin Ambongo, der jüngst als Papst-Nachfolger gehandelt wurde, als moralische Instanz. Kongos Präsident Felix Tshisekedi hat sich bislang strikt geweigert, mit den Rebellen in Dialog zu treten. Erzbischof Ambongo kritisierte ihn dafür: »Alle müssen sich darauf einigen, an einem Tisch zu sitzen und ihre Differenzen zu lösen, gemäß der afrikanischen Diskussionstradition«, hatte er zu Beginn des Jahres im Vorfeld eines Gipfels zur Lage in der DR Kongo, zu dem alle Staatschefs der Region eingeladen waren, in seiner Sonntagspredigt betont. Kurz darauf schickte Erzbischof Ambongo eine Delegation in den Ostkongo, um dort die Rebellenführer zu treffen. Seitdem läuft gegen ihn ein Ermittlungsverfahren. Regierungstreue kongolesische Milizen drohten unlängst mit Gewalt gegen katholische Sonntagsmessen. Immerhin, Präsident Tshisekedi hat nun Gesprächen mit den Rebellen zugestimmt – ein erster wichtiger Schritt in Richtung Frieden in diesem vom Krieg gebeutelten Land. KONGO GABUN KAMERUN ANGOLA

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