36 FRANZISKANER 2|2025 Franciscans International (FI) ist eine Organisation der weltweiten »Franziskanischen Familie« und hat einen allgemeinen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Die Nichtregierungsorganisation unterhält Büros in Genf und New York und hat Zugang zu allen wichtigen UN-Gremien. Als Anwältin für Menschenrechte bringt FI Anträge ein und unterstützt Angehörige benachteiligter Gruppen, ihre Anliegen direkt vor den zuständigen UN-Gremien zu vertreten. www.franciscansinternational.org Philippinen: Kampf für den Erhalt der natürlichen Am Morgen des 10. September 2024 stand die Gemeinde Talaba in Flammen. Das Feuer breitete sich schnell aus in dem Fischerdorf an der Küste der Bucht von Manila, wo viele der Häuser aus Bambus gebaut sind. Die engen Gassen, die nur für zu Fuß Gehende und vielleicht noch Motorräder breit genug sind, machten es den Löschfahrzeugen unmöglich, den Brandherd zu erreichen. Als die Flammen endlich erloschen waren, hatten über 800 Familien ihr Zuhause verloren. Die staatlichen Ermittlungsbehörden kamen zu dem Schluss, dass der Brand von einem streitenden Paar ausgelöst wurde. Viele dort Lebende glauben jedoch nicht an diese oÀzielle Version. Denn: Das Feuer in Talaba war weder das erste noch das letzte, das Fischerdörfer in den letzten Jahren heimgesucht hat. Die Einheimischen wissen, dass sie auf einem begehrten Stück Land leben, das für ein ehrgeiziges Entwicklungsprojekt benötigt wird. Viele vermuten, dass die Brände nur ein weiterer Versuch sind, diejenigen zu vertreiben, die sich weigern zu gehen. Die Metropolregion Manila braucht Platz Die Hauptstadt der Philippinen, die Talaba umgibt, platzt aus allen Nähten. Die Metropolregion Manila – kurz Metro Manila – besteht aus mehreren zusammengewachsenen Städten, ist chronisch überfüllt und bietet nur noch wenig Platz, um weiter zu wachsen. Als Lösung haben die Behörden die »Manila-Bucht« ins Auge gefasst. Dreiundzwanzig Projekte wurden genehmigt oder vorgeschlagen, um mehr als 100 Quadratkilometer Land aus dem Meer zu gewinnen. Auf diesen neuen Flächen sollen Hotels, Einkaufszentren, eine Schnellstraße und ein neuer Flughafen entstehen, der nach seiner Fertigstellung der drittgrößte der Welt sein wird. Es gibt nur ein Problem: Fischergemeinschaften leben seit Generationen in der Manila-Bucht und halten das empfindliche Gleichgewicht der Mangrovenwälder und Korallenriffe aufrecht, die die Küsten der Philippinen vor Erosion und Überschwemmung schützen. Entwicklung! Für wen? »Unsere Regierung hat die Vorstellung, dass die Ansiedlung ausländischer Investoren und Unternehmen zu großen Gebäuden führen wird, die ›Entwicklung‹ bringen. Aber die Frage ist: Entwicklung für wen?«, sagt Lia Mai Torres. Als Geschäftsführerin des Zentrums für Umweltbelange in Metro Manila gehört sie zu einer breiten Koalition von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, die sich gegen das sogenannte Manila Bay Reclamation Project ausgesprochen haben. Zu dieser Koalition gehören auch die Young Franciscans, eine weltweite Gruppierung junger Menschen, die Teil der Franziskanischen Familie sind und sich für die franziskanischen Werte einsetzen. »Es ist keine Entwicklung für die Fischerfamilien, die dort leben. Es ist keine Entwicklung für die Menschen, die ihre Arbeitsplätze verlieren werden«, sagt Frau Torres. »Es handelt sich um ein gewinnbringendes Projekt für das Großkapital und nicht um eine echte Entwicklung für die lokalen Gemeinden.« Die Kampagne »Rettet die Manila-Bucht« hat bereits einige Erfolge erzielt: 2023 kündigte der philippinische Präsident ein Moratorium für mehrere Landgewinnungsprojekte an. Trotzdem haben einige Unternehmen ihre Arbeit illegal fortgesetzt. Unterdessen hat das Ausbaggern des für die Landgewinnung benötigten Sandes bereits Teile des Meeresbodens zerstört und damit auch die Fischbestände dezimiert. Mancherorts berichten Fischer, dass ihre tägliche Fangmenge um bis zu 90 Prozent zurückgegangen sei. »Die Menschen verlieren nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihr Zuhause, sodass nur sehr wenige bereit sind umzuziehen«, so Lia Mai Torres. »Wenn sie es doch tun, landen sie oft weit weg von Fischgründen. Sie sind gezwungen, sich eine neue Arbeit zu suchen. Aber das ist, wie einen Fisch aus dem Wasser zu holen. Man kann den Menschen in so kurzer Zeit nicht beibringen, eine andere Arbeit zu finden, zumal die Arbeitslosigkeit auf den Philippinen bereits sehr hoch ist. Nach Talaba kehrten einige Menschen, die dafür bezahlt
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