16 FRANZISKANER 4|2025 An das Leben glauben και Im Credo beten wir: »Ich glaube an das ewige Leben.« Doch diesem Bekenntnis geht ein noch grundlegenderes voraus: der Glaube an das Leben selbst. Es ist der Glaube an die basale Grundlage unseres Daseins. Es ist der ganz und gar menschliche Glaube, ohne den das Leben nicht geht. Es ist das Urvertrauen jenseits kirchlicher Gebundenheit, dass das Leben sinnvoll ist. Wenn sich zum Beispiel ein Paar entschließt zu heiraten, dann glauben sie, dass ihr Lebensprojekt gelingt, obwohl die Zukunft im Dunkeln liegt. Sie geben der Zukunft einen »Kredit«, einen Vertrauensvorschuss. Wenn sie sich dazu entschließen, ein Kind zu bekommen, geschieht auch das nicht ohne ein vorausgehendes Vertrauen: das Vertrauen, dass es gut und sinnvoll ist, einem Kind das Leben zu schenken. Auch wenn sie nicht wissen, was möglicherweise auf das Kind und mit dem Kind auf sie zukommen wird. Sie glauben an das Leben, das all diesen und ähnlichen Entschlüssen zugrunde liegt. Zwar wissen wir, dass es unbegreiflich harte Schicksalsschläge gibt. Sie machen es Menschen phasenweise oder für immer unmöglich, an die Güte des Lebens zu glauben. Wir wissen aber auch, dass Menschen, die zum Beispiel durch den Tod lieber Menschen bittere Verluste hinnehmen mussten, sehr oft trotz der schmerzenden Leere langsam wieder dahin finden, sich aktiv dem Leben zuzuwenden – und lernen, gegen den Tod wieder an das Leben zu glauben. Ausschnitt des Wandgemäldes zur Begegnung Jesu mit der blutflüssigen Frau in der Krypta der Kirche in Magdala
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