Και εις το Πνεύμα το Άγιον Wir glauben an den Heiligen Geist sich auf eine Vorstellung der Präexistenz des Sohnes Gottes – das bedeutet, dass er schon vor seiner irdischen Geburt existierte. Dies legt den Ursprung der Gottessohnschaft Jesu in den Bereich des ewigen Gottes. Natürlich gab es auch frühchristliche Denker, die gegen all diese Verkürzungen des Wesens von Jesus Christus angetreten sind. Sie folgten der Überzeugung, dass er beides sein müsse, Mensch und Gott – heute sind sie als Kirchenväter bekannt. Zu ihnen zählt etwa Ignatius von Antiochien († ca. 117), der überzeugt war, dass Jesus Christus Gottessohn und Menschensohn ist. Beide Begriffe bezeichnen den grundlegenden, unveränderlichen göttlichen und menschlichen Ursprung, der sein eigentliches Wesen ausmacht. Ebenso will Irenäus von Lyon († um 220) die Wirklichkeit der Schöpfung als auch die Wirklichkeit Gottes und die Erlösung verteidigen. Er prägt die zukunftsträchtige Formel: »Ein und derselbe Jesus Christus, der Substanz nach Gott und Mensch«. Zum Zeitpunkt dieser Diskussionen fehlten aber noch philosophisch und theologisch klare und eindeutige Begriffe, die das Verhältnis von Jesus zu Gottvater klären. Dies führte zu einer großen Krise, als Arius († 336) auf den Plan trat. Dieser Denker vertrat die Vorstellung, dass es zwischen Gott und dem Menschen einen »anderen Gott« gebe. Als Bote von Gott geschickt, aber selbst nicht ganz Gott ist dieses Zwischenwesen Teil der geschaffenen Welt. Damit wird der strikte Monotheismus der Einigkeit und Einzigkeit Gottes gewahrt. Zugleich wird aber die johanneische Aussage, dass das göttliche Wort selbst Mensch geworden ist, aufgenommen. Als Folge der sittlichen Bewährung verleiht ihm Gott, im Voraus und aus Gnade, die Würde des adoptierten Sohnes. Arius bezieht alle biblischen Aussagen über Jesu Menschsein unmittelbar auf diesen »anderen Gott«. Aus den Belegen für Jesu Leiden, Schwachheit, Niedrigkeit und Wandelbarkeit folgerte Arius dann, dass Jesus unmöglich göttlichen Wesens sein könne. Stattdessen ist er ein anderer, »zweiter Gott«. Er ist nicht vor der Zeit, sondern in der Zeit aus dem Nichts geschaffen. Die durch die Ansichten des Arius ausgelöste Krise musste auf dem Konzil von Nicäa geklärt werden. Das Konzil verurteilte letztlich die Position des Arius, weil die Argumente überzeugten, dass Jesus nur dann Erlöser sein kann, wenn er wirklich göttlich ist. Das Konzil wollte dabei nicht mit oder über Arius debattieren, sondern reagierte, indem es das bestehende Taufbekenntnis bestätigte und auslegte. Es wollte auch nicht neue Lehren erfinden und über das, was Schrift und Tradition sagen, hinausgehen. Stattdessen war es Ziel, klar zu sagen, dass in Jesus Gott selbst sichtbar wird und er in einem grundlegenden Verhältnis zu Gott, dem Vater, steht. Allerdings reichte es nicht, das bisher Geglaubte einfach zu wiederholen, weil Arius und seine Anhänger dem folgen und die Worte einfach anders auslegen könnten. Deshalb fügte das Konzil zusätzliche Klarstellungen hinzu, um die Unterschiede zu Arius sowie zu anderen abweichenden Gruppen deutlich zu machen. Die bestehende Taufformel wurde durch Zusätze ergänzt: Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, Einziggeborener, aus dem Vater gezeugt, das heißt aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesenseins/wesensgleich dem Vater (homoousios to patri), durch den alles geworden ist, Der wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen herabgestiegen und Fleisch und Mensch geworden ist, […]. Damit soll die volle Menschheit Jesu gewahrt bleiben und die Einheit mit Gott, also die volle Gottheit Jesu gezeigt werden. Prof.in Dr.in Gunda Werner studierte Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Franziskaner und Kapuziner und an der WWU in Münster. Nach Stationen in Bonn, Bochum, Tübingen und Graz ist sie seit 2022 Professorin für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Ruhr-Uni Bochum. PROF.IN DR.IN GUNDA WERNER © RUB, MARQUARD
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