Franziskaner - Winter 2025

37 FRANZISKANER 4|2025 Panama zu verlassen, würde die Ausreise bedeuten, derselben Verfolgung ausgesetzt zu sein, der sie zu entkommen versuchten. Die Brüder und Schwestern der FNM begleiten seit Langem Menschen, die aus dem Darién-Gap kommen. Jetzt unterstützen sie auch diejenigen, die aus den Vereinigten Staaten abgeschoben wurden, und richten Räume ein, um Notunterkünfte, psychologische Betreuung und Orientierung anzubieten. Die Zukunft bleibt aber ungewiss: Die Abgeschobenen stecken in einer rechtlichen Grauzone fest, und kein Land ist bereit, die Verantwortung für sie zu übernehmen. Für einige kommt es aber einfach nicht infrage, nach Hause zurückzukehren. Diese Herausforderungen gehen über das hinaus, was lokale Gemeinschaften allein bewältigen können. Daher haben sich die FNM und Franciscans International an die Vereinten Nationen gewandt – auch angesichts der geheimen Absprachen zwischen Regierungen. In ihrer kürzlich eingereichten Stellungnahme zum Universal Periodic Review (UPR) dokumentierten sie seit Februar beobachtete Menschenrechtsverstöße. Der UPR ermöglicht es Staaten, die Menschenrechtsbilanz anderer Länder zu überprüfen. Zudem können Nichtregierungsorganisationen Informationen aus erster Hand einreichen und Empfehlungen zur Verbesserung der Situation abgeben. Dabei mahnten die franziskanischen Organisationen an: Wenn Panama Deportierte aufnimmt, ist es verpflichtet, für deren Wohlergehen und Sicherheit zu sorgen. Ebenso nahm Franciscans International während der UN-Generalversammlung in New York an einer Veranstaltung des UN-Sonderberichterstatters teil, um die rechtlichen Folgen der Auslagerung von Migrationskontrollen zu diskutieren. Verschiedene Experten warnten davor, dass Abkommen wie das zwischen Panama und den Vereinigten Staaten zu einer Reihe von Menschenrechtsverletzungen führen können, darunter willkürliche Inhaftierungen, Diskriminierung und Verstöße gegen das Prinzip der Nichtzurückweisung. Diese Risiken gibt es auch diesseits des Atlantiks: Der kürzlich verabschiedete europäische Migrationspakt zielt darauf ab, die Bearbeitung von Asylanträgen an die Außengrenzen der EU zu verlagern. Es gibt bereits Vereinbarungen mit der Türkei und Libyen, um Migranten und Geflüchtete daran zu hindern, die europäischen Küsten zu erreichen. Einzelne Länder, darunter das Vereinigte Königreich, die Niederlande und Italien, haben Vereinbarungen getroffen oder erwogen, Asylsuchende abzuschieben, während über ihre Anträge noch nicht entschieden ist. Was die Franziskanerbrüder und -schwestern in Panama erleben, ist eine Warnung: Menschen wird Schutz verweigert, ihre Menschenrechte verletzt, und sie sind in einer rechtlichen Grauzone gefangen. Wenn Schutz ausgelagert wird, verschiebt sich die Verantwortung – und die Würde der Betroffenen leidet. Trotz allem halten die Franziskanergemeinschaften ihre Türen offen. In Häusern in ganz Amerika bieten Freiwillige Unterkunft, Essen und Begleitung an. Für sie ist jede Geste der Aufnahme ein stilles Bekenntnis zum Glauben an die Würde jedes Menschen. Es ist eine Erinnerung daran, dass Mitgefühl stärker ist als Angst. Während Grenzen geschlossen und Mauern errichtet werden, bestehen die Franziskaner in Amerika auf einem anderen Weg: einem Weg, auf dem jeder Mensch, der sich auf der Flucht befindet, nicht als Bedrohung, sondern als ein Leben, das es zu schätzen gilt, anerkannt wird. den USA nach Panama führen Thomas Kleinveld, Mercedes Nuñez Roldán Protest gegen den Besuch des US-Außenministers Rubio in Panama. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Präsident Mulino am 2. Februar 2025 standen die Zukunft des Panamakanals und die Migration. PROTEST © ENEA LEBRUN – PICTURE.ALLIANCE.COM

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