Franziskaner - Winter 2025

40 FRANZISKANER 4|2025 Wenn Kinder in einer Notsituation in eine Klinik nach München kommen, dann ist für sie medizinisch gut gesorgt. Die Eltern stehen aber vor dem Problem, eine Unterkunft finden zu müssen. Hier springt das Projekt Omnibus ein und gibt ihnen ein Zuhause auf Zeit. Zum 40-jährigen Jubiläum erzählt Thomas Abrell OFM die Geschichte des Projekts. deren Kinder in der Klinik behandelt werden. Weder spielen Herkunft und Religion noch die finanziellen Möglichkeiten eine Rolle. So leben hier Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt. Das heißt auch, verschiedene Kulturen leben zusammen. Das ist mitunter herausfordernd, und doch bietet das »Zuhause auf Zeit« unkompliziert einen Platz in einer komplizierten Situation und das in unmittelbarer Nähe zur Klinik, nämlich buchstäblich nur über die Straße. Kann man hier einen Bus mieten? – Es kommt schon mal vor, dass jemand bei Omnibus an eine Reise denkt. Ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht, denn Menschen sind gemeinsam mit uns auf dem Weg. Mal sind es nur wenige Tage, manchmal sind es Wochen und Monate, die Dauer der Reise ist sehr unterschiedlich. Verbindend ist das Schicksal, nämlich die Ungewissheit, wie es um die Gesundheit der Kinder steht. Deshalb ähnelt das Leben im Omnibus auch einer Wohngemeinschaft. Es gibt Gemeinschaftsräume, das Angebot zum gemeinsamen Frühstück, man begegnet sich auf dem Gang. Wir wollen, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Für die einen endet diese Reise mit einem Happy End, und es ist schön, wenn uns Berichte erreichen, was aus Kindern geworden ist, trotz ungünstiger Prognose. Andere Thomas Abrell OFM Ein Zuhause auf Zeit für Eltern in Not »Jeder muss seine eigenen Armen finden«, dieser Satz begleitet mich seit meiner Zeit als junger Franziskaner und Student in München. Er stammt von von dem Franziskaner Michael Först. Dieser Gedanke war es, der unseren Mitbruder 1985 das »Projekt Omnibus« gründen ließ. Bereits vorher hatte er angefangen, Raum für die Eltern von schwer kranken Kindern zu suchen. Br. Michael war Seelsorger am von Haunerschen Kinderspital in München. Dort erlebte er die Not der Familien, wenn Kinder in der Klinik behandelt wurden und es für die Eltern keinen Platz gab, an dem sie bleiben konnten. So stellte der Franziskaner schon mal sein Bett zur Verfügung und schlief selbst in der Badewanne, weil sonst alle Liegemöglichkeiten belegt waren. Zunächst waren es verschiedene Wohnungen in Kliniknähe, die Michael angemietet hatte. 1999 konnte »Omnibus« dann ein eigenes Haus in der Lindwurmstraße beziehen, direkt gegenüber der Kinderklinik. Br. Michael Först war da bereits im Jahr zuvor nach schwerer Krankheit verstorben. Omnibus, das bedeutet »für alle« – nicht nur im Wortsinn, sondern auch weil das Projekt allen Eltern offensteht,

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