Franziskaner - Winter 2025

41 FRANZISKANER 4|2025 verlassen den Bus traurig, weil ihrem Kind nicht geholfen werden konnte. Das ist auch für das Omnibus-Team ein schwerer Moment. Gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Klinik gedenken wir im Frühjahr der Verstorbenen des vergangenen Jahres, auch der »Omnibus-Kinder«. In diesem Jahr durften wir 40 Jahre Omnibus feiern. Angefangen mit bis zu sechs angemieteten Wohnungen finden nun alle Eltern Raum in unserem Haus am Goetheplatz. Dazu stehen 30 Plätze zur Verfügung. Im vergangenen Jahr waren es knapp 8.000 Übernachtungen, die wir verzeichnen konnten. Die Eltern kommen in der Regel über die Klinik zu uns. Gerade in Notfallsituationen klingelt bei uns das Telefon, und Pflegende oder der Soziale Dienst fragen an, ob noch Platz ist. Meistens klappt das. Dann bleiben die Angehörigen eine Nacht oder ein Jahr. So genau lässt sich das in der Regel nicht sagen. Wenn Kinder zu einem Nachfolgetermin in die Klinik müssen, dann rufen Eltern direkt im Omnibus an. Reservierungen sind jedoch nicht endgültig verbindlich, Notfälle gehen auch hier vor. Daran hat sich in 40 Jahren Omnibus nichts geändert. Verändert hat sich die Präsenz der Brüder im Projekt. Br. Michael Först lebte im Omnibus, so auch seine ersten Nachfolger in der Leitung des Projektes. Zwischenzeitlich gab es sogar eine kleine Franziskanerkommunität am Goetheplatz. Die letzten Jahre wohnte Br. Igor in unserem Konvent in St. Anna und pendelte wie die anderen Mitarbeitenden auch. Mit diesem Jahr bleibt nur noch die Geschäftsführung in franziskanischer Hand. Um die Menschen im Omnibus kümmern sich nun sechs haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende. Auch wenn sich das neu anfühlt: Es gilt weiterhin Omnibus – für alle – und die Menschen zuerst, denn im Omnibus darf Arbeit auch mal liegen bleiben, wenn Menschen ein Ohr zum Zuhören brauchen. Für eine gemeinsame Tasse Kaffee oder Tee oder ein Glas Wasser mit den Eltern ist immer Zeit. Anfangs Teil der Bayerischen Franziskanerprovinz ist später – entsprechend dem Wunsch von Br. Michael – eine Stiftung gegründet worden, die das Projekt trägt. Im Vorstand lenken Franziskaner die Geschicke der Stiftung und sorgen so dafür, dass der Omnibus im Sinne seines Gründers weitergeführt wird. Getragen wird das Projekt durch viele Menschen, die mit kleinen und großen Spenden die Arbeit unterstützen. Manche waren selbst zu Gast im Omnibus, andere kennen jemanden, der hier wohnte. Wieder andere haben vom Omnibus gehört und sorgen deshalb für Unterstützung. Es ist ein großer Kreis von Menschen, die so dem Projekt verbunden sind. Da kann es schon mal sein, dass es an der Türe klingelt und eine Spenderin oder ein Spender sich einmal umsehen will. Auch Eltern, für die der Omnibus einmal ein Zuhause auf Zeit war, kommen auf einen Sprung vorbei. Es gibt viele, die so im Omnibus mitfahren. Grund genug, in diesem Jahr Jubiläum zu feiern und das mit großer Beteiligung. Am 9. Oktober waren Vertreterinnen und Vertreter von Freistaat, Erzbistum und Landeshauptstadt mit würdigenden Worten zum Festakt gekommen. Im Rahmen einer Lesung aus dem Buch »Sterne in der Nacht« kam Br. Michael nochmals zu Wort. Klinik und Eltern zeigten die Bedeutung von Omnibus aus ihrer Sicht. Die Posaunisten des Rundfunkorchesters sorgten für einen festlichen Rahmen. Einen schönen Abend erlebten Ehrengäste, ehemalige Leiter und aktive Mitarbeitende, Menschen aus der Klinik und aus dem Kreis der Unterstützer, Mitbrüder, ehemalige Gäste von Omnibus und viele Spender. Es wurde ein langer Abend mit viel Platz zum Austausch. 40 Jahre »Omnibus – Zuhause auf Zeit«, es sind 40 Jahre Leben mit herausfordernden Situationen, die zum Alltag von Omnibus gehören. Familien, die aus ihrem gewohnten Tritt gestoßen werden, weil von heute auf morgen alles infrage gestellt wird. Auch die Gestalt von Omnibus hat sich immer wieder verändert. Zunächst das Leben in verschiedenen Wohnungen, dann ein eigenes Haus, in dem alle Platz fanden, und nun die Herausforderung, dass die von Haunersche Klinik umzieht vom Campus Innenstadt hinaus vor die Tore Münchens nach Großhadern. Will Omnibus seine Nähe zur Klinik nicht verlieren, muss auch er umziehen. Die Entscheidung ist gefallen, das Wie noch offen. Aber Herausforderungen sind wir von Omnibus ja gewohnt. Der bisherige Leiter Igor Hollmann OFM (l.) im Gespräch mit betroffenen Eltern Pinnwand mit Danksagungen von ehemaligen Familien, die in »Omnibus« untergekommen sind

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