Dann war es so weit: Am »Sonntag der amerikanischen Barockmusik« begleiteten die jungen Künstlerinnen und Künstler in drei Kirchen in Santa Cruz die Heilige Messe und gaben jeweils im Anschluss ein kleines Konzert mit Sonaten aus den alten Missionen von Chiquitos und Folklore aus dem Hoch- und Tiefland Boliviens, ja sogar aus Paraguay. Pater Reinhold Brumberger und andere Franziskaner waren sehr freundliche Gastgeber und erwiesen sich als große Musikliebhaber. Das Publikum hat mit großem Wohlwollen und viel Applaus das Talent und die Arbeit der vergangenen zwei Jahre gewürdigt. Besonders erfreute nicht zuletzt die Tatsache, dass vor den Konzerten auch die Messen begleitet wurden. In der Frühe des folgenden Tages traten die jungen Musikerinnen und Musiker müde, aber überglücklich die Heimreise in drei Kleinbussen an. Nach drei Stunden Fahrt wartete überraschenderweise auf Anweisung des Bürgermeisters am Ortseingang von San Julián die örtliche Polizei. Sie sollte die Delegation bis in die Ortsmitte eskortieren. So hat man in San Julián bisher nur hochrangige Politiker oder große Fußballstars empfangen. Natürlich hätte ich mich darüber ärgern können, dass die Delegation vom leitenden Beamten schon am Rathaus abgefangen wurde und so nicht mehr bis zur Pfarrkirche gelangen konnte, wo wir ihr einen Empfang bereitet hatten. Auch könnte ich mich ärgern, dass sich vor der Presse das Jugendorchester der Pfarrei plötzlich in das »Jugendorchester der politischen Gemeinde« verwandelt hat. Doch ich konnte in dem Moment großzügig darüber hinwegsehen, in der Hoffnung, dass die Musikschule nach diesem Erfolg nun auch endlich Unterstützung von der politischen Gemeinde bekommen wird. Denn das Erlernen eines Instruments oder das Singen in einem Chor ist doch Therapie und Jugendarbeit in bester Form – auch oder gerade in San Julián! Der Autor Robert Hof stammt aus Dachau und ist seit 2021 Pfarrer in San Julián in Bolivien.
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