Franziskaner Mission 1 | 2025

Brücke nach Afrika Die Wurzeln unserer Ostafrika-Mission reichen zurück bis 1983, als die ersten drei deutschen Missionare zum sogenannten Afrikaprojekt des Ordens nach Nairobi in Kenia aufbrachen: Heinrich Gockel ofm, der zuvor von 1975 bis 1983 als Leiter der Franziskaner Mission vorgestanden hatte, Hermann Borg ofm, der noch immer als Afrika-Missionar in Kenia tätig ist, und Ulrich Gellert ofm. Gemeinsam mit einer internationalen Gruppe von Franziskanerbrüdern wurden die erste Pfarrei in Subukia (Bistum Nakuru) und später dann der erste Konvent in Nairobi aufgebaut. Gottesdienste mit Familien, Jugendlichen und Universitätsstudenten, aber auch Begegnungen mit Armen, wie Geflüchteten und Leprakranken, wiesen den Weg zu den Aufgaben in der Seelsorgearbeit. 1994 erschütterte der grausame und blutige Genozid in Ruanda die Welt. Damals rückte Ruanda noch stärker in den Blick der Franziskaner Mission. In enger Zusammenarbeit mit dem damals in Kivumu wirkenden kroatischen Franziskaner Vjeko Ćurić ofm wurden Projekte in dieser Region des Landes unterstützt. Seither konnte der Aktionsradius der Franziskaner Mission erheblich erweitert werden. Mittlerweile unterhält sie eine Vielzahl von Projekten in Burundi, Kenia, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Ruanda, Sambia, Tansania und Uganda – allesamt ermöglicht durch großzügige Unterstützerinnen und Unterstützer in Deutschland. »Mama Afrika« hat bei den globalen Partnerschaften der Franziskaner Mission ihren festen Platz. Brücke nach Vietnam Das jüngste Partnerland der deutschen Franziskaner ist Vietnam. Im Jahr 2006 berichtete der aus Vietnam stammende Bruder Chi Thien Vu ofm von der Not der Menschen in seinem Geburtsland. Vor allem Kinder ethnischer Minderheiten im Gebirgsort Dong Trang lagen ihm am Herzen. Seither hat sich ein immer stärker wachsender Spenderkreis von vietnamesischen Familien mit Migrationshintergrund, die heute in Deutschland leben, gefunden. Das ist bei allem Brückenbauen schon ein Alleinstellungsmerkmal: Die vietnamesischen Gemeinden und Gruppen in Deutschland unterstützen hilfsbedürftige Landsleute im fernen Vietnam. Und die Franziskaner Mission garantiert dabei das sichere Ankommen der Hilfe über die vietnamesischen Brüder. Mission heute Mission bedeutet heute für die Franziskaner: Die Frohe Botschaft Jesu soll nicht nur gepredigt werden; sie soll durch uns, durch unsere praktische Hilfe für Menschen in Not erfahrbar werden, soll Hilfe zur Selbsthilfe sein. Die solidarische Zusammenarbeit zwischen den Franziskanern und Menschen verschiedener Nationen wird zu einer erfahrbaren Bereicherung für alle in die globalen Partnerschaften involvierten Menschen. Ging es den Missionaren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vorrangig um Christianisierung und Sakramentenspendung, gewann nach dem Zweiten Weltkrieg der Wille, allen Menschen ein Leben ohne Hunger und Unterdrückung zu ermöglichen, zunehmend an Bedeutung. Die »Option für die Armen«, die »Nachhaltigkeit« und die »Hilfe zur Selbsthilfe« sind mittlerweile zentrale Begriffe franziskanischer Projektarbeit. Und auch der Gedanke des »Gebens und Nehmens« ist fester Bestandteil missionarischen Wirkens geworden. Die Begegnung mit anderen Werten und Kulturen zeigt uns den Reichtum und die Schönheit der Völker und Menschen. Die Armen haben etwas zu verschenken, was den Reichen fehlt – und umgekehrt. Mission ist deshalb keine Einbahnstraße mehr, sondern gegenseitiger Dialog auf Augenhöhe. Der Autor Augustinus Diekmann war 20 Jahre Franziskanermissionar in Nordostbrasilien und ist seit 2004 Leiter der Franziskaner Mission Dortmund. Die Franziskaner in Vietnam tragen zur gesundheitlichen Versorgung der ethnischen Minderheiten in Vietnam bei. Mit dem Netzwerk Mother Earth setzt sich Hermann Borg ofm für die Wiederaufforstung der Wälder in Kenia ein. 33

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