Am 24. Mai 2025 jährt sich das Erscheinen der päpstlichen Enzyklika »Laudato si’« zum 10. Mal. Vor dem Pariser Klimagipfel sorgte sie für weltweite Beachtung auch außerhalb der katholischen Milieus, ja es gab den Eindruck, dass sie außerhalb der katholischen Kirche stärker wahrgenommen wurde als in den Pfarreien und christlichen Gemeinschaften. Nach zehn Jahren stellt sich die Frage, was sie bewirkt hat und woran es mangelt. Sorge für das gemeinsame Haus 10 Jahre Enzyklika »Laudato si’« Überrascht blieb ich in der Eingangshalle des Hotels stehen. An einer Wand waren die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000, die sogenannten Millenniumsziele, dargestellt. Ein passender Zugang zum Symposium zum Sonnengesang, das im Oktober 2024 auf Einladung von »Franziskaner helfen« in Bonn stattfand. Es bildete den Einstieg zum 800-jährigen Jubiläum des »Gesangs der Geschöpfe« des Franz von Assisi. Gegen Ende seines Lebens 1225 gedichtet, spiegelt er die Erfahrung und die Haltung seines Lebens wider: die geschwisterlich-familiäre Verbundenheit mit allem Geschaffenen. Soziale Gerechtigkeit Papst Franziskus hat den Sonnengesang seines Namenspatrons aufgegriffen und zum Titel seiner 2015 erschienenen Enzyklika »Laudato si’« gemacht. Oft als »Umweltenzyklika« bezeichnet, hat sie als Sozialenzyklika zugleich die Armen im Blick und verknüpft Mitweltschutz mit sozialer Gerechtigkeit. Damit beinhaltet sie zumindest indirekt eine Bezugnahme auf die Millenniumsziele. Für Papst Franziskus kann die eine sozio-ökologische Krise im Sinne einer integralen Ökologie nur durch Armutsbekämpfung und die Änderung unseres Lebensstiles zugleich bekämpft werden. Wichtig ist die Perspektive der Gemeinwohlorientierung und die Sicht, die Erd-Atmosphäre und weitere Güter als globales Gemeinschaftseigentum anzusehen. Auch an der Hotelwand stehen die Millenniumsziele gleichberechtigt nebeneinander. Mir stellt sich jedoch die Frage, ob die fehlende Priorisierung nicht die potenziellen Konflikte übersieht, die durch Konkurrenz der Ziele entstehen. Dies insbesondere in der Frage des Wirtschaftswachstums und der Nutzung der Ressourcen. Wie gelingt eine andere Form des Wirtschaftens, die zugleich Armutsbekämpfung ist? Fünf Jahre nach ihrem Erscheinen hat Papst Franziskus am 24. Mai 2020 ein Laudato-si’-Jahr ausgerufen. Im Anschluss daran wurde vom Vatikanischen Dikasterium (Vatikanische Behörde) zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung die »Aktionsplattform Laudato si’« ins Leben gerufen. Auf ihr werden sieben Ziele benannt, die sich als Schwerpunktbereiche aus der Enzyklika »Laudato si’« ableiten: Antwort auf den Schrei der Erde; Antwort auf den Schrei der Armen; ökologische Ökonomie; Übernahme nachhaltiger Lebensstile; ökologische Bildung; ökologische Spiritualität; Resilienz und Ermächtigung der Gemeinschaft. Alle Gruppierungen sind aufgerufen, Aktionspläne zu entwickeln mit konkreten Maßnahmen zum Schutz des gemeinsamen Hauses Erde. Papst Franziskus fordert in einem Video auf der Aktionsplattform: »Wir brauchen einen neuen ökologischen Ansatz, der unsere Lebensweise in der Welt, unseren Lebensstil, unsere Beziehung zu den Ressourcen der Erde und im Allgemeinen, unsere Art und Weise, wie wir Menschen betrachten und unser Leben leben, verändert. Eine integrale menschliche Ökologie, die nicht nur Umweltprobleme, sondern den gesamten Menschen betrifft, wird in der Lage sein, auf den Schrei der Armen zu reagieren und ein Gärmittel für eine neue Gesellschaft zu sein. Wir haben eine große Verantwortung, insbesondere gegenüber den zukünftigen Generationen […] Unsere Selbstsucht, unsere Gleichgültigkeit und unser verantwortungsloser Lebensstil bedrohen die Zukunft unserer Kinder!« Klimagerechtigkeit Mit seinem Mahnschreiben »Laudate Deum« von 2023 hat Papst Franziskus darauf hingewiesen, dass insbesondere im Bereich des Klimaschutzes immer noch viel zu wenig geschieht. Anlässlich der 28. Weltklimakonferenz in Dubai forderten im November 2023 die Deutsche Bischofskonferenz und die Deutsche Ordensoberenkonferenz zu vermehrten Anstrengungen im politischen Bereich auf. TEXT UND FOTO: Stefan Federbusch ofm 10
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