Franziskaner Mission 1 | 2025

Es ist ein kühler Morgen in Cochabamba, einer Großstadt im Hochland Boliviens, als Bruder Marco Larentis die Türen des franziskanischen Sozialzentrums öffnet. Der Duft von frisch gekochtem Eintopf zieht bereits durch das Haus. Bald werden sich hier dutzende Menschen einfinden: Männer, Frauen, Kinder – hungrig und erschöpft vom kargen Alltag, den sie bewältigen müssen. Für sie ist das Zentrum nicht nur ein Ort, an dem sie eine warme Mahlzeit erhalten, sondern ein Hafen der Menschlichkeit und Hoffnung. Ein Hafen der Hoffnung Franziskanisches Sozialzentrum in Bolivien Das franziskanische Sozialzentrum wurde ins Leben gerufen, um den Schwächsten der Gesellschaft beizustehen. Hier, in den belebten Straßen Cochabambas, finden Menschen in extremer Armut eine helfende Hand. Dienstags, donnerstags und samstags werden jeweils rund 155 warme Mahlzeiten serviert. Es sind etwa 70 Männer, 80 Frauen und 25 Minderjährige, die in getrennten Speisesälen essen. Für viele ist dies die einzige Mahlzeit des Tages. Neben den warmen Speisen verteilt das Zentrum monatlich Lebensmittelpakete mit nicht verderblichen Lebensmitteln wie Reis, Nudeln, Öl, Linsen oder Sardinen an bedürftige Familien. Die Empfänger sind Menschen am Rande der Gesellschaft: Obdachlose, Tagelöhner, alleinerziehende Mütter, die sich mit Aushilfsarbeiten über Wasser halten. Sie leben meist in provisorischen Unterkünften oder unter freiem Himmel. Ihre Einkommensquellen sind nicht gesichert – wer heute keinen Job findet, hat morgen nichts zu essen. In diesen schweren Zeiten gibt die Suppenküche Halt und ein Gefühl von Würde. Unermüdlicher Einsatz Franziskanerbruder Marco (84), ein gebürtiger Italiener, kam vor mehr als 40 Jahren nach Bolivien. Seitdem widmet er sein Leben den Armen und Bedürftigen. Heute liegt sein Schwerpunkt auf der Arbeit im Sozialzentrum. Doch seine Hilfe endet nicht an den Toren der Suppenküche. Im Zentrum von Cochabamba sucht er Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Sehbehinderte auf und bringt ihnen Essen. Auch Männer und Frauen, die an Straßenecken stehen und Arbeit suchen – und die nicht zum Zentrum kommen können, weil sie, wenn sie ihren Platz verlassen, die Chance auf eine Anstellung verlieren könnten –, sind Bruder Marcos Ziel. Dabei wird er von Freiwilligen aus dem Zentrum begleitet, die den Wagen schieben und das Essen ausliefern. Währenddessen unterhält Marco sich mit den BESEITIGUNG DER EXTREMEN ARMUT UND DES HUNGERS TEXT: Nivia Paola Choque Lizarazu | FOTOS: Provincia Misionera San Antonio En Bolivia; Alfons Schumacher ofm; Martin Steffen ofm 12

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