Menschen. Er nimmt sich Zeit für Gespräche, hört zu und spricht ihnen Mut zu. »Es geht nicht nur darum, den Körper zu nähren, sondern auch die Seele«, sagt Bruder Marco oft. Das Engagement der Franziskanischen Familie ist ansteckend. 42 Freiwillige zwischen 18 und 60 Jah- ren unterstützen das Zentrum bei der Zubereitung und Verteilung der Mahlzeiten. Die Freiwilligentätigkeit spiegelt eine Form der Solidarität der Gemeinschaft wider, stärkt das soziale Gefüge und fördert das Gefühl der Mitverantwortung zwischen den Generationen. Die Freiwilligen arbeiten Hand in Hand mit den Franziskanern und bringen nicht nur Nahrung, sondern auch ein Lächeln und freundliche Worte. Viele der Ehrenamtlichen berichten, wie sehr sie diese Arbeit bereichert. »Hier zu helfen, lässt mich die Welt mit anderen Augen sehen«, sagt eine junge Helferin. Seelennahrung Die Suppenküche spielt für die Menschen von Cochabamba eine wichtige Rolle. Viele der Gäste kommen aus zerrütteten Verhältnissen. Ihre Geschichten sind geprägt von Not, Verzicht und Hoffnungslosigkeit. Neben den Mahlzeiten erhalten die Menschen im Zentrum auch psychologische und medizinische Betreuung. Es gibt Beratungen für rechtliche Fragen und Workshops, in denen praktische Fertigkeiten vermittelt werden. All das soll den Besuchern helfen, ihre schwierige Situation zu bewältigen und – wo möglich – einen Weg aus der Armut zu finden. Ein Schlüssel zum Erfolg des franziskanischen Sozialzentrums ist die starke Gemeinschaft, die es trägt. Neben den Freiwilligen sind es lokale Spender, die regelmäßig Lebensmittel beisteuern. Spenden-Aktionen und die Unterstützung durch weitere franziskanische Organisationen sichern den Fortbestand der Suppenküche. Doch die Nachfrage an dem Angebot steigt stetig, und die Ressourcen sind begrenzt. »Jedes servierte Gericht ist ein Zeichen der Hoffnung. Aber wir können nur so viel tun, wie uns die Mittel erlauben«, erklärt Franziskanerbruder Marco. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeit des Zentrums fortgesetzt wird. Jeder Beitrag, ob groß oder klein, hilft. Aufruf zur Nächstenliebe Die Bekämpfung von extremer Armut und Hunger erfordert ständige Aufmerksamkeit. Das Zentrum ermutigt und motiviert die Menschen, ihre schwierige Situation zu bewältigen. Hier dürfen auch sie erleben, ein ernstgenommener Teil der Gesellschaft zu sein. Das franziskanische Sozialzentrum ist ein konkretes Beispiel, wie der Wille und das soziale Engagement der Franziskaner zur Bewältigung einer der größten Herausforderungen unserer Zeit beitragen können. Auch wenn der Weg zur vollständigen Beseitigung von extremer Armut und Hunger lang ist, zeigt die tägliche und engagierte Arbeit, dass Veränderung – wenn auch in kleinem Maßstab – möglich ist und das Leben vieler Menschen verändert. Bruder Marco sagt: »Es ist ein langer Weg, aber jeder Schritt zählt.« Und mit jedem Schritt kommen wir der Bekämpfung extremer Armut und der Vision eines Lebens in Würde für alle ein Stück näher. Die Autorin Nivia Paola Choque Lizarazu ist Koordinatorin des franziskanischen Sozialzentrums in Cochabamba, Bolivien. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth Von links nach rechts: Die Franziskaner Marco Larentis und Jorge Fernández mit einer Gruppe von Hilfsbedürftigen Bruder Marco in der Küche mit ehrenamtlichen Helferinnen Schlangestehen für Essen 13
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