Yuna, ein kleines dunkelhaariges Mädchen mit zwei langen Zöpfen, ist fünf Jahre alt und besucht die zweite Stufe unseres Kindergartens in Coroico, also die Vorschule. Yuna lebt mit ihrer Mutter Maria und ihrem älteren Bruder Julio in einem einfachen Haus, das eine Stunde Fußmarsch von der Schule entfernt liegt. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Täglich legen die Kinder – fast bei jedem Wetter – diesen beschwerlichen Weg zurück. Mehr als Bildung Franziskanerschule in den bolivianischen Anden »Wenn es stark regnet, sind die Straßen nur noch unpassierbare Schlammpisten und die Kinder können nicht zur Schule gehen«, erzählt ihre Mutter. Maria ist alleinerziehend und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch: Sie fertigt Handarbeiten an, wäscht Wäsche für andere und pflegt Obstgärten. Ihr Einkommen reicht gerade für das Nötigste. Die hohen Mieten bei uns am Ort kann sich die Familie nicht leisten. Das Haus, in dem die Familie wohnt, ist nicht ihr eigenes, es ist ein halb fertiggestellter Rohbau, in dem sie als »Hausbewacher« wohnen darf. Es gibt zwar Strom, Heizung und fließendes Wasser, trotzdem sind die Bedingungen kaum zumutbar: Eine unvollendete Wand ist undicht und lässt bei Regen Wasser eindringen. Trotz aller Widrigkeiten bemüht sich Maria, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Sie spart an allem, um Yuna und Julio den Schulbesuch zu ermöglichen. »Die Schule der Franziskanerinnen ist meine Hoffnung«, sagt Maria. »Hier lernen meine Kinder nicht nur zu schreiben und zu rechnen, sondern auch, was es heißt, ein guter Mensch zu sein.« Bildung mit Herz Die Pfarrschule San Pedro in Coroico, im Hochland Boliviens, wurde 1959 von Franziskanerbischof Tomas Manning gegründet. Seit 2001 wird sie von den Franziskanerinnen Misioneras de María Auxiliadora betreut. Die Schule genießt einen ausgezeichneten Ruf. Viele Eltern ziehen sie der öffentlichen Schule vor, da hier nicht nur Disziplin und Ordnung herrschen, sondern auch Werte vermittelt werden. Die Schwestern und die Lehrerschaft kümmern sich nicht nur um die schulische Bildung der Kinder, sondern sie geben auch Tugenden wie Nächstenliebe, Respekt und Verantwortung mit auf den Weg. Mit großer Hingabe sorgen die Franziskanerinnen dafür, dass die Kinder eine umfassende Bildung erhalten. Das Motto der Schule lautet: »Unsere Tugend ist es, mit Weisheit zu lieben und zu dienen.« Dieser Leitsatz zieht sich durch den gesamten Unterricht. TEXT UND FOTOS: Sirlei Pozzatti H. F. M. MA. AUX Die Franziskanerin Maira Del Carmen Contreras Torres geht von Tisch zu Tisch und wendet sich ihren Schülerinnen und Schülern und deren Arbeiten zu. VERWIRKLICHUNG DER ALLGEMEINEN PRIMÄRSCHULBILDUNG
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