Franziskaner Mission 1 | 2025

Der Fall Maria da Penha ist repräsentativ für die häusliche Gewalt, der Tausende von Frauen in ganz Brasilien ausgesetzt sind. Ganze 19 Jahre und sechs Monate dauerte der lange Weg dieser außergewöhnlichen Frau, die unermüdlich für Gerechtigkeit kämpfte. Ein Weg, der sie zu einem Symbol im Kampf für ein Leben ohne Gewalt machte. Und der in einem Gesetz zum Schutz brasilianischer Frauen mündete. Der Gewalt ein Ende setzen »Maria da Penha«-Gesetz zum Schutz brasilianischer Frauen Maria da Penha Maia Fernandes lernte den Kolumbianer Marco Antonio Heredia Viveros 1974 kennen, als sie an der Fakultät für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität zu São Paulo ihren Master machte. Zur gleichen Zeit absolvierte Marco Antonio an derselben Universität ein Aufbaustudium in Wirtschaftswissenschaften. In diesem Jahr wurden sie ein Paar, und Marco Antonio zeigte sich als freundlicher, höflicher und hilfsbereiter Mensch gegenüber allen in seinem Umfeld. 1976 heirateten sie. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter und dem Abschluss von Marias Masterstudium zog die Familie nach Fortaleza, in Nordostbrasilien, wo auch die zweite Tochter geboren wurde. In dieser Zeit nahm die Geschichte eine dramatische Wendung. Die Aggressionen Marco Antonios begannen, nachdem er die brasilianische Staatsbürgerschaft erhalten und sich beruflich etabliert hatte und seine finanzielle Lage stabil war. Er zeigte zunehmend intolerantes Verhalten, war leicht aufbrausend und reagierte explosiv – nicht nur gegenüber seiner Frau, sondern auch gegenüber seinen eigenen Töchtern. Maria da Penha hatte ständig Angst und litt unter den täglichen Anspannungen, da die Gewaltausbrüche ihres Mannes immer häufiger wurden. Inmitten dieser Gewaltspirale, die auch als »Flitterwochenphase« bezeichnet wird, brachte Maria ihre dritte Tochter zur Welt – in der Hoffnung auf eine echte Veränderung seitens ihres damaligen Mannes. In dieser dritten Phase einer gewalttätigen Beziehung zeigt sich ein Bedauern des Täters, er gibt vor, sich ändern zu wollen. Das Opfer wiederum setzt Hoffnung in diese Illusion, die sich am Ende aber als trügerisch erweist. So auch bei Maria da Penha. Zwei Mordversuche 1983 wurde Maria da Penha Maia Fernandes Opfer eines doppelten Mordanschlags durch ihren Ehemann Marco Antonio Heredia Viveros. Zunächst schoss er ihr im Schlaf in den Rücken. Die Folgen waren verheerend: Irreversible Verletzungen des dritten und vierten Brustwirbels, ein Riss der Dura mater (harte Hirnhaut) und die Zerstörung eines Drittels des linken Rückenmarks führten zur Querschnittslähmung. Hinzu kamen weitere körperliche Komplikationen und psychische Traumata, die Maria bis heute begleiten. Marco Antonio erklärte der Polizei zunächst, es habe sich um einen versuchten Raubüberfall gehandelt – eine Version, die später von der Gerichtsmedizin widerlegt wurde. Vier Monate später, nach zwei Operationen, langen Krankenhausaufenthalten und unzähligen Behandlungen, kehrte TEXT: Instituto Maria da Penha | FOTOS: Tânia Rego / Agência Brasil; José Cruz / Agência Brasil Bei einer Demonstration zum Internationalen Frauentag im letzten Jahr wurden 210 Kreuze auf den Stufen des Stadtrat-Gebäudes in Rio de Janeiro aufgeklebt, die die 2022 und 2023 ermordeten Frauen im Bundesstaat symbolisieren. Dazu gab es ein T-Shirt mit der Botschaft: »Er sagte, dass er mich liebte.« FÖRDERUNG DER GLEICHSTELLUNG DER GESCHLECHTER UND ERMÄCHTIGUNG DER FRAU

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