Franziskaner Mission 1 | 2025

Der Begriff »Entwicklung« hat unterschiedliche Bedeutungen. Er variiert je nach Region, Land und Ökosystem. Unabhängig von der Definition muss er jedoch als grundlegendes Menschenrecht angesehen werden. Dieses Recht beinhaltet einen Prozess zur Verringerung von Armut, Analphabetismus und Krankheiten und zielt gleichzeitig auf den Schutz der Umwelt ab. Darüber hinaus umfasst er die Stärkung von Frauen, indigenen Völkern, traditionellen Gemeinschaften und Randgruppen und berücksichtigt die verschiedenen Gebiete, in denen die Völker und Gemeinschaften leben. Weltweite Herausforderung Millenniums- und nachhaltige Entwicklungsziele der UNO Diese Sichtweise verlagert den Entwicklungsbegriff von einer rein wirtschaftlichen Perspek- tive hin zu einer menschenrechtlichen Dimension. Die Würde des Menschen und die Un- versehrtheit der Natur stehen im Mittelpunkt. Entwicklung darf nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet werden; sie muss auch die Rechte der Natur anerkennen und die Klimakrise bewältigen. Diese Faktoren sind essenziell, um eine lebenswerte Zukunft für alle Lebensformen auf unserem Planeten zu gewährleisten. Agenda der Menschheit Armut wird oft als natürliches Phänomen betrachtet. Sie ist jedoch in Wirklichkeit ein von Menschen geschaffenes Konstrukt, das aus wirtschaftlichen und sozialen Modellen resultiert und Ungleichheiten aufrechterhält. Der Weltbank-Bericht »Armut, Wohlstand und Planet« aus dem Jahr 2024 zeigt, dass etwa 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben und mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen müssen. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung, rund 3,5 Milliarden Menschen, lebt in Ländern mit mittlerem Einkommen und muss mit weniger als 6,85 US-Dollar pro Tag auskommen. Zudem wird in dem Bericht betont, dass die Ungleichheit zwischen den Regionen wie Lateinamerika, der Karibik sowie denen in Afrika südlich der Sahara und den Regionen der restlichen Welt nach wie vor groß ist. Die Umweltkrise verschärft diese Herausforderungen zusätzlich. Der Bericht führt das Konzept der »Polykrise« ein, das die Zusammenhänge zwischen Armut, Klimakrise und wirtschaftlicher Instabilität verdeutlicht. Angesichts dessen muss menschliche Entwicklung integrativ und nachhaltig sein. Geschwisterlichkeit sollte das Leitprinzip dieses Wandels sein. Im Jahr 2000 formulierten die Vereinten Nationen die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs). Es wurden acht Ziele festgelegt, die bis 2015 erreicht werden sollten. Sie umfassen zentrale Themen wie die Beseitigung der Armut, Bildung, Gleichstellung der Geschlechter, die Senkung der Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheit von Müttern sowie die Bekämpfung von Krankheiten. Zudem wurden ökologische Nachhaltigkeit und globale Zusammenarbeit als Ziele definiert. Obwohl Fortschritte erzielt wurden, blieben sie ungleich verteilt, und einige der gesteckten Ziele wurden nicht vollständig erreicht. Im Jahr 2015 passten die Vereinten Nationen ihren Ansatz an und führten die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ein. 17 Ziele wurden TEXT: Rodrigo de Castro Amédée Péret ofm | FOTOS: Franciscans International An einem Aschermittwoch nimmt der Franziskaner Rodrigo de Castro Amédée Péret an einer Demonstration für mehr Gerechtigkeit gegenüber der Umwelt und den Opfern von Menschen verursachten Katastrophen, wie dem Dammbruch in Brumadinho (Brasilien), teil.

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