Franziskaner Mission 2 | 2025

Das Buch ist über die Website der Autorin zu bestellen: www.melaniewolfers.de Die Autorin Melanie Wolfers trat 2004 in den Orden der Salvatorianerinnen ein. Sie ist Philosophin, Theologin, Bestsellerautorin und betreibt den Podcast »Ganz schön mutig – dein Podcast für ein erfülltes Leben«. kommen die biblischen Bilder überein. Und darin findet der christliche Glaube seine Mitte. Eine solche Hoffnung wirkt wie ein Licht, das hilft, sich der ängstigenden Dunkelheit zu stellen, und das einen neuen Morgen verspricht. Drittens: Die Hoffnung auf Auferstehung bietet keinen Weg an, Not und Ausweglosigkeit, Leiden und Sterben theoretisch zu verstehen. Sie kann aber einen Weg eröffnen, diese zu bestehen – und das vor allem in solidarischer Sorge um diejenigen, die um ihr Leben betrogen werden und vom Leid am meisten betroffen sind. Denn aus christlicher Perspektive ist Solidarität der menschliche Ausdruck des Glaubens. Darauf macht Jesus mit seiner überraschenden Erzählung aufmerksam, worauf es am Lebensende ankommt: Es wir nicht gefragt, welche Glaubenssätze man im Kopf, sondern ob man für andere ein Herz hatte (vgl. Matthäus 25, 31-46). Es wird nicht gefragt, zu welcher Religion oder Kultur man gehört, sondern ob man sich als Mitglied der einen universalen Menschheitsfamilie verstanden und entsprechend gelebt hat. Die christliche Hoffnung geht mit der Weigerung einher, Leid und Unrecht als schicksalhaftes »So ist es eben und so war es immer« hinzunehmen. Sie wirkt wie ein Anti-Resignativum, das vor Bequemlichkeit oder falscher Gelassenheit bewahrt. Zur Hoffnung wenden Als Christin oder Ordensfrau werde ich manchmal gefragt, ob mir mein Glaube hilft, mit Krankheit und Sterben, mit Leid und Unrecht gelassener umzugehen. Im Hoffen auf Gott eröffnet sich ein Horizont, in dem auch Sinnlosigkeit und Tod ihren Platz finden. Ich muss schmerzhafte und absurde Erfahrungen nicht bis aufs letzte verstehen oder bewältigen. Und ich muss auch nicht alle Krisen meistern! Vielmehr dürfen Situationen und Erfahrungen fremd und schmerzhaft bleiben – dank der Hoffnung; »Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.« (Rainer Maria Rilke) Eine solcher Glaube hilft, durch Dunkles hindurchzugehen und auf einen neuen Morgen zu hoffen. Zuversicht und Hoffnung fallen uns nicht in den Schoß. Sie sind eine Haltung, die wir einnehmen und einüben können. Und dies fordert unsere besten Kräfte! Zugleich ist es auch ein Geschenk, wenn man in schweren Zeiten Tag für Tag Vertrauen und Zuversicht in sich vorfindet. Wenn man sich in der Ohnmacht »irgendwie« gehalten erfährt, und wenn sich nach einer langen Nacht ein heller Streifen am Horizont zeigt. Im Prozess der Zuversicht ist also unser Tun gefordert und unsere Bereitschaft, geschehen zu lassen. Eine aktive Einstellung dem Leben gegenüber und eine kontemplative, empfangsbereite Haltung. Darin liegt eine Grundregel für ein von Hoffnung und Zuversicht getragenes Leben: Dass ich alles tue, was in meiner Macht liegt, und offen bin für Rettendes. Dass ich wie die Sonnenblume noch im Dunklen aktiv den Kopf in jene Richtung wende, wo die Sonne aufgeht, und mich dem Geheimnis von Nacht und Tag überlasse. 11

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