Itaporã, eine kleine Stadt im Landesinneren des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso do Sul, war der Ausgangspunkt einer besonderen Lebensreise. Hier wuchs ich auf – umgeben von ländlicher Idylle und einer lebendigen kirchlichen Gemeinschaft. Gemeinschaft des Friedens Franziskanische Jugendbewegung in Westbrasilien Schon in meiner Jugend fiel mir eine Gruppe engagierter, fröhlicher junger Menschen auf. Sie arbeiteten ehrenamtlich in der örtlichen Pfarrkirche – Seite an Seite mit dem Franziskanerpater Rogério Viterbo de Sousa. Was sie verband, war mehr als nur Engagement: Es war eine ansteckende Lebensfreude, die mich neugierig machte. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich schon bald selbst Teil dieser Bewegung sein würde – mit einem Lächeln im Gesicht und einem Herzen, das vor Freude überquoll. Im Alter von 16 Jahren, am Festtag des heiligen Josef, des Patrons unserer Pfarrei, wurde ich von Pater Rogério persönlich angesprochen. Er lud mich ein, der »Movimento Paz e Bem« (Bewegung Frieden und alles Gute), kurz MPB, beizutreten. Mit einem gemischten Gefühl zwischen Vorfreude und Unsicherheit nahm ich die Einladung an. Es war eine Entscheidung, die meine Lebensreise nachhaltig verändern sollte. Was ich fand, war nicht nur eine Gruppe junger Menschen. Ich fand eine geistige Heimat – eingebettet in die franziskanische Familie der MPB. Ihr Auftrag reicht weit über religiöse Begleitung hinaus: Die Bewegung verbindet katholische Glaubensvermittlung mit liturgischer Praxis, franziskanischer Spiritualität sowie menschlicher und ökologischer Bildung. Abgerundet wird das Angebot durch kulturelle Impulse und sportliche Aktivitäten. Es ist eine Form ganzheitlicher Evangelisierung, die nicht nur den Glauben stärkt, sondern auch Persönlichkeiten formt. Wurzeln des Friedens MPB wurde 2004 von Franziskanerpater Rogério ins Leben gerufen. Die ersten Mitglieder kamen aus der Pfarrei Divino Espírito Santo (Pfarrei Heilig Geist) in Rio Brilhante, im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Drei Jahre später, im Jahr 2007, wurde Pater Rogério in die Pfarrei São José in Itaporã versetzt und brachte die Bewegung auch in unsere Gemeinde. Die Bildungs- und Gemeinschaftsarbeit der MPB konzentriert sich auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der Ort dafür ist so schlicht wie besonders: ein Bauernhof in der ländlichen Umgebung von Itaporã, der zur franziskanischen Kustodie von der Sieben Freuden Maria gehört. Dort wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch intensiv miteinander gelebt, indem man sich gegenseitig unterstützt und in der Gemeinschaft an Reife gewinnt. In der MPB habe ich gelernt, was es bedeutet, in Geschwisterlichkeit zu leben. Ich habe erfahren, wie befreiend es ist, den Individualismus loszulassen und Menschen so anzunehmen, wie sie sind – mit all ihren Stärken und Schwächen, Talenten und Herausforderungen. Älter zu werden ist ein natürlicher Prozess, geprägt von Licht und Schatten. Doch das gemeinsame Leben innerhalb der Bewegung hat mir beigebracht, aufmerksam hinzusehen auf die Realität und die Lebensgeschichte jedes Einzelnen, der durch unser Projekt begleitet wird. TEXT: Emanuelle Alves Teixeira | FOTOS: Franziskanische Jugendbewegung Paz e Bem Der Gründer der franziskanischen Jugendbewegung Paz e Bem, Rogério Viterbo de Sousa ofm, bei einem Gruppenausflug im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul 26
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