Franziskaner Mission 2 | 2025

Bis heute besteht eine tief verwurzelte Feindschaft zwischen Kambodscha und Vietnam. Ihr Ursprung liegt in einem historischen Machtkonflikt um regionale und territoriale Vorherrschaft im heutigen Südvietnam. Bereits im 7. Jahrhundert kam es zu Spannungen zwischen dem damaligen Chenla-Reich (Kambodscha) und dem Reich von Dai Viet (Vietnam). Und auch wenn viel später die vietnamesische Armee 1979 Kambodscha von der Gewaltherrschaft der Roten Khmer befreite: Das gegenseitige Misstrauen blieb bestehen – in der Politik ebenso wie in der Bevölkerung. Zwischen Misstrauen und Hoffnung Vietnamesische Franziskaner in Kambodscha Das Jubiläumsjahr der Kirche, das unter dem Leitwort »Pilger der Hoffnung« steht, bietet Anlass zur Reflexion – über geschichtliche Wunden, gesellschaftliche Entwicklungen und kirchliches Engagement. Die Franziskaner »pilgerten« bereits 2010 aus Vietnam nach Kambodscha. Ihre Mission: in einem von alten Spannungen geprägten Umfeld ein Zeichen der Versöhnung und Solidarität zu setzen. Sie entschieden sich bewusst dafür, unter jenen zu leben, die besonders von dieser Feindschaft betroffen sind – vietnamesische Migrantinnen und Migranten in Kambodscha. Viele dieser Menschen stammen aus Familien, die bereits in der dritten oder vierten Generation im Land leben, jedoch ohne offizielle Dokumente. Ihr Aufenthalt ist in vielen Fällen illegal. Aus Armut und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat flohen sie einst über die Grenze – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch ihre Existenz bleibt unsicher: Ohne rechtlichen Status sind sie permanent von Diskriminierung bedroht und leben in der Angst vor Abschiebung, die jederzeit erfolgen kann, sollte die politische Stimmung kippen. Gegenseitiges lernen Vor rund 15 Jahren wurden Franziskaner aus der vietnamesischen Provinz beauftragt, in Kambodscha eine neue Präsenz zu gründen. Eine Aufgabe, die mit großen Herausforderungen verbunden war: Wie lässt sich in einem Umfeld, in dem Khmer und Vietnamesen historisch bedingt kaum friedlich miteinander leben, eine franziskanische Existenz aufbauen? Die Brüder nahmen sich das Vorbild des heiligen Franziskus zu Herzen: unter den Menschen leben, statt sie zu missionieren. Ihr Ziel war nicht, die Zahl der Taufen zu erhöhen oder die Ausweitung der franziskanischen Gemeinschaft voranzubringen, sondern das Zeugnis der Frohen Botschaft und Frieden zu bringen, den Jesus seinen Jüngern nach der Auferstehung zugesagt hatte. Doch wie lässt sich Frieden dort beginnen, wo Hass und Misstrauen tief verwurzelt sind? TEXT UND FOTOS: Chi Thien Vu ofm Kindergartenfest mit nützlichen Geschenken 30 | 31

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