Franziskaner Mission 2 | 2025

Regelmäßiges Händewaschen will gelernt sein. Wie ein Kind, das mühsam seine ersten Schritte lernt, wagten auch die Franziskaner einen ersten, kleinen Schritt – und genau bei dem gleichen Bild: bei den Kindern. Sie gründeten einen Kindergarten in Tual Krosang, unweit der Hauptstadt Phnom Penh. Hier spielen und lernen Khmer- und vietnamesische Kinder gemeinsam. Ganz nach dem Prinzip: Kinder kommen ohne Vorurteile auf die Welt – Hass wird ihnen anerzogen. Wenn sie stattdessen früh lernen zu lieben, bleibt für Feindseligkeit kein Raum. Im Kindergarten wachsen die Kinder in einer Atmosphäre des Miteinanders auf. Sie lernen, gemeinsam zu spielen, zu leben und Unterschiede zu akzeptieren. Diese Koexistenz ist nicht nur pädagogisches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Viele Familien leben in extremer Armut und können sich keine reguläre Schulbildung leisten. Der Kindergarten entlastet sie nicht nur finanziell, sondern auch im Alltag: Während die Kinder betreut werden, können die Eltern ihrer Arbeit nachgehen und so den Lebensunterhalt sichern – eine Perspektive, die ihnen ohne diese Unterstützung oft verwehrt bliebe. Die Franziskaner holen die Kinder jeden Morgen persönlich ab und bringen sie am Nachmittag wieder nach Hause. Damit gewährleisten sie nicht nur Sicherheit, sondern bauen auch Vertrauen auf – Schritt für Schritt, Tag für Tag. Nähe schafft Vertrauen Durch das Kindergartenprojekt in Tual Krosang haben die Franziskaner die Möglichkeit, direkten Kontakt zur lokalen Khmer-Bevölkerung aufzubauen und mit ihr zusammenzuarbeiten. Diese Nähe spielt eine entscheidende Rolle für ihre Präsenz in der Region. Die Brüder erfahren durch ihr Engagement Anerkennung und Akzeptanz – sowohl von der Regierung als auch vom Bischof Olivier Schmitthaeusler MEP, der die katholische Kirche in Kambodscha leitet. Dabei ist es für ihr Wirken essenziell, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Khmer-Mehrheit und der vietnamesischen Minderheit zu wahren, um Benachteiligungen zu vermeiden. Im Mittelpunkt ihrer Mission steht der Dienst an den Menschen. Dabei orientieren sich die Franziskaner an drei Grundprinzipien: Bildung, Gesundheit und kulturelle Identität. Diese drei Säulen sollen auch den Kindern – unabhängig von Herkunft oder Religion – eine ganzheitliche Entwicklung ermöglichen. Das Beispiel des Kindergartens zeigt, dass es den Franziskanern nicht um Bekehrung im klassischen Sinne geht. Obwohl eine kleine Kirche im Dorf steht, wollen sie der Bevölkerung kein missionarisches Programm aufdrängen. Vielmehr verstehen sie ihre Arbeit als gelebtes Zeugnis des Glaubens. Sie wollen durch ihr Handeln sichtbar machen, dass sie Christus folgen – ganz im Sinne des Evangeliums: »Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (Joh 13,35). Der Kindergarten in Tual Krosang steht exemplarisch dafür, wie Mission heute aussehen kann: durch praktisches Engagement, Dialog und das Bemühen um Versöhnung. Frieden beginnt im Kindesalter – mit Verständnis und gegenseitiger Achtung. Nur wer früh lernt, Unterschiede anzunehmen, kann später Konflikte gewaltfrei lösen. Koexistenz wächst durch Begegnung. Wer voneinander weiß, kann miteinander das Leben teilen. Diese Überzeugung treibt die Franziskaner an. Ihre Hoffnung auf Versöhnung – und damit auf ein besseres Miteinander zweier Völker – bleibt lebendig. Das zeigen sie täglich durch ihre Haltung, ihre Arbeit und ihre Nähe zu den Menschen vor Ort. Der Autor Chi Thien Vu gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und arbeitet als Seelsorger in der Franziskanerpfarrei Dortmund. Außerdem pflegt er den Kontakt mit vietnamesischen Gemeinden in Deutschland und den Franziskanern in Vietnam. Spielend lernen die Kinder Gemeinschaftsgeist und friedliches Zusammensein.

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