Wir Schwestern organisierten für das Projekt Nähmaschinen, Stoffe, Garn. Und wir gewannen Förderer, die das Projekt unterstützen. Frauen aus den umliegenden Vierteln lernten, Alpargatas zu nähen – vom Zuschnitt bis zur fertigen Sohle. Unter der Marke »Única, Pisando Fuerte« verkaufen sie heute ihre Produkte auf lokalen Märkten. Fabiana blühte regelrecht auf: »Ich war nur noch zu Hause, ohne Aufgabe. Dann kam die Einladung der Schwestern. Ich habe gelernt, Alpargatas zu nähen und zu verkaufen. Es war schwer, meine Kinder allein zu lassen, aber dieser Kurs hat meine Seele geheilt. Mein Sohn nimmt Drogen. Ich habe gelernt, dass ich stark bin.« Auch Liliana, Mutter von drei Kindern, fand durch das Projekt eine neue Perspektive: »Ich habe entdeckt, dass ich kreativ bin. Im Kurs habe ich gelernt, im Team zu arbeiten, Freundschaften zu schließen. Früher dachte ich, ich sei allein mit meinen Sorgen. Jetzt weiß ich: Wir Frauen können etwas bewegen.« Doch die größte Bedrohung bleibt die Drogensucht. Kinder stehlen, um an Drogen zu kommen. Viele gehen nicht mehr zur Schule. »Ich sehe Kinder, die völlig verloren sind. Ihre Eltern sitzen im Gefängnis, weil sie Drogen verkaufen oder stehlen, um Drogen zu kaufen«, erzählt Carolina, 41 Jahre alt. Darum gehen wir Franziskanerinnen das Problem doppelt an: Neben dem Alpargata-Projekt bieten wir Workshops zur Suchtprävention an. Die Frauen müssen wissen, was Sucht bedeutet. Nur dann können sie ihre Kinder schützen. Für Carolina ist das lebenswichtig: »Ich dachte, mit 41 kenne ich alle meine Talente. Aber ich habe gelernt, Alpargatas zu nähen – und wie ich mit Kindern über Sucht rede. Jetzt habe ich das Gefühl, helfen zu können.« Mehr als nur Schuhe Für uns Schwestern ist das Projekt weit mehr als ein Handwerkskurs. Wir wollen den Frauen zeigen: Ihr seid wertvoll. Ihr habt Fähigkeiten. Ihr könnt etwas bewirken. Und ihr seid nicht allein. Das Label »Única, Pisando Fuerte« steht genau dafür. Jede Alpargata erzählt eine Geschichte von Überleben, Mut und kultureller Identität. Wenn die Frauen ihre Alpargatas verkaufen, sehen sie, dass ihre Arbeit etwas wert ist. Dass sie nicht unsichtbar sind. Die Herausforderungen bleiben zwar groß: Armut, Drogen, soziale Ausgrenzung – all das lässt sich nicht mit ein paar Nähmaschinen beseitigen. Doch wir Franziskanerinnen setzen auf kleine Schritte. Dem heiligen Franziskus wird das Zitat zugeschrieben: »Tu zuerst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche.« Genau das tun wir hier. In Embarcación entstehen heute nicht nur Schuhe. Es entsteht neue Hoffnung – und das leise Wissen, dass auch in einer Welt voller Dunkelheit ein fester Schritt möglich ist. Die Autorin Berta Marisa Soto ist Franziskanerin der Gemeinschaft Hermanas Franciscanas Misioneras de María und leitet den Kinderhort und die Mütterinitiative in Embaración in Argentinien. Als gelernte Krankenschwester arbeitet sie mit Kindern, insbesondere mit Blick auf das Problem der Unterernährung, das in dieser Gegend sehr aktuell ist. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth Erika Ruíz ist stolz auf ihr Handwerk. Kreativ und bunt – die Schuhe sind bereit für den Verkauf 30 | 31
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