Als Provinzialminister der Franziskaner in Kolumbien erfüllt es mich mit großer Freude, die jungen Menschen zu sehen, die zu unserer Gemeinschaft stoßen. Jeder von ihnen bringt seine eigene Geschichte und seine Träume mit – ein Spiegelbild des Reichtums unserer Völker in Südamerika. Ordenskleider Wie das Tragen des Habits junge Franziskaner verändert Für manche ist ihre Kultur besonders wichtig. Sie kommen aus Gegenden, in denen die typische Kleidung Geschichten erzählt oder die Art, sich zu kleiden, viel über die eigene Identität verrät. Daher ist es ganz normal, dass sie sich fragen: Wie kann ich mir selbst treu bleiben, mit meinen Wurzeln, und zugleich ein franziskanischer Bruder im Habit sein? Diese Frage ist kein Problem – im Gegenteil: Sie hilft uns, besser zu verstehen, was es heißt, von Gott berufen zu sein. Wir sind nicht alle gleich und jeder lebt das Evangelium mit seinem persönlichen Charisma. Das franziskanische Ordensgewand, der Habit, soll das Geschenk der Individualität nicht auslöschen, sondern unserem Leben eine neue Bedeutung geben. Unsere Inspiration ist Jesus, aber nicht als eine abstrakte Lehre, sondern als geborener, lebendiger Mensch in seiner Kultur. Ebenso lädt die franziskanische Berufung jeden jungen Menschen ein, Christus aus der eigenen Wirklichkeit heraus nachzufolgen. Es ist eine Gelegenheit, zu entdecken, welche Elemente unserer Kultur uns helfen, bessere Brüder für alle zu sein – und welche wir lieber hinter uns lassen, um freier zu werden. Deshalb ist es so wertvoll, unseren jüngeren Ordensbrüdern zuzuhören. Im Folgenden erzählen sie, wie sie den Prozess des »Kleiderwechsels« erleben. In ihren Worten hören wir vielleicht etwas Wehmut über ihre frühere Kleidung, aber auch die Freude, sich in einer neuen Familie mit dem Habit wiederzufinden. Vielleicht zeigen sie uns auch ihre Überraschung darüber, dass Menschen sie anders behandeln. Wir werden sehen, wie der Habit für sie zu einer Erinnerung daran wird, mit mehr Einfachheit und Freude zu leben. Sie gewähren einen Blick in ihre Herzen. Ihre Geschichten zeigen uns, dass es nicht nötig ist, die eigene Identität aufzugeben, um Franziskaner zu sein – sondern dass man sie dadurch vielleicht erst ganz findet. Hören wir, was die jungen Menschen mit uns teilen. TEXT UND INTERVIEWS: Richard Cortés López ofm | FOTOS: Franziskanerprovinz San Pablo Apóstol Richard Cortés López ofm aus Esmeraldas in Ecuador 10
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=