Franziskaner Mission 3 | 2025

Mit den »Polleras«, den bunten Röcken, zeigen die Mädchen ihre Herkunft. Frauen und Mädchen in ihren traditionellen Röcken Gelebtes Brauchtum Die Familie Gutiérrez besteht aus vier Geschwistern, zwei Mädchen und zwei Jungen, und ihrer Mutter. Sie haben ihr Dorf verlassen, als der Jüngste erst ein Jahr alt war. Trotz des Stadtlebens sprechen alle fließend Quechua. Jedes Jahr nehmen sie am Fest des Tinku teil. »Tinku« bedeutet »Begegnung«. Das Fest findet zu Ehren der Pachamama statt. Maribel und Yolanda sind jedes Jahr sehr glücklich und stolz bei diesem Ereignis dabei, gekleidet als Cholitas. Auch die Familie Jiménez, bestehend aus drei Schwestern und ihren Eltern, hält ihre Traditionen lebendig. Zu besonderen Anlässen tragen sie stets ihre Polleras. Besonders eindrücklich schildern sie das Fest anlässlich der Taufe ihrer jüngsten Schwester. Ihre Mutter richtete das Ritual genau so aus, wie es in ihrem Heimatdorf üblich war – mitsamt den kulturellen Feierlichkeiten. Noch heute erzählen die Mädchen mit leuchtenden Augen von diesem besonderen Tag. Die Familie zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, auch fern der Heimat die eigenen Bräuche zu bewahren. Die Autorin Delina Calani Velasquez ist die Leiterin und eine der Gründerinnen des Kinderhortes Hilando Sueños. Sie ist ausgebildete Psychologin und engagiert sich seit Langem für benachteiligte Menschen. Übersetzung aus dem Spanischen: Pia Wohlgemuth Im Kinderhort wird nicht nur gespielt, gelernt und getanzt. Hier wird auch Gemeinschaft gelebt. Jeden Freitag finden thematische Nachmittage statt, bei denen die Kinder kleine Speisen von zu Hause mitbringen, um sie miteinander zu teilen. Diese Begegnungen fördern nicht nur Gemeinschaftsgefühl und Empathie, sondern knüpfen an eine uralte Tradition an, die in den Anden zu Hause ist: den Apthapi. Dieser Brauch bedeutet das solidarische Teilen von Essen in einer großen Runde. Er ist Ausdruck von Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe. Vor einigen Wochen zeigte sich deutlich, wie wichtig unseren Kindern ihre Traditionen sind: Eine Erzieherin organisierte in einer Grundschulgruppe eine kleine Feier. Die Kinder sollten selbst aufbauen und dekorieren. Sie verrieten der Erzieherin, dass sie eine Überraschung vorbereitet hatten. Sie schmückten die Tische mit Aguayos (traditionelle bunte Webstoffe, die Identität und die harte Arbeit der Gemeinschaften symbolisieren), die sie von zu Hause mitgebracht hatten. Sie waren sehr glücklich und sagten, der Raum sei wunderschön geworden. Trotz der räumlichen Distanz versuchen die Familien, ihre Identität und die Verbindung zum Land und zu ihrer Heimat nicht zu verlieren. Sie praktizieren weiterhin ihre Bräuche, und ebenso übernehmen die Kinder durch die Identifikation mit ihren Eltern dieses Gefühl kultureller Zugehörigkeit. Leider geht dieses Gefühl bei einigen Kindern während der Pubertät verloren. Deshalb sind wir uns sicher, dass gerade in diesem Bereich weitergearbeitet werden muss.

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