Nicht allein die Größe und der Preis entscheiden, was ein Geschenk wertvoll macht. Wenn bereits der Neuanstrich des Zimmers nicht als eine selbstverständliche Bau- und Renovierungsmaßnahme eingestuft wird, sondern die neue Schönheit des Zimmers als Geschenk empfunden wird, sehe ich die Eingangsfloskel »was nichts kostet, ist nichts wert« bei diesen Jugendlichen absolut nicht gegeben. Kreativ statt Konsum Umso mehr greifen viele, wenn es um Geschenke geht, auch in die Kreativitätskiste: Basteln, Karten gestalten, selbst gemachte Dinge, Bilder, Kuchen und vieles mehr. Einer berichtet von einem Trend: »Ich bastele gern kleine Armbänder oder plane Treffen, am liebsten in gemütlichen kleinen Cafés.« Wertvolle Geschenke sind gemeinsame Zeit, die gestaltet wird. Auch Bibelverse wurden genannt, als Bilder oder Lose zum täglichen Ziehen, und sogar die Erkenntnis: »Letztlich ist alles, was ich besitze, und alle Ressourcen, die ich habe, auch nur etwas, das ich geschenkt bekomme und verwalte.« Es steckt hinter allem Material und Geld, welches eingesetzt wird, eine viel höhere geistlichere Dimension. In den Aussagen spiegelt sich eine Haltung wider, die die jungen Menschen miteinander teilen und empfangen: der Wunsch zum Ausleben wichtiger Werte. Sich gegenseitig unterstützen, einander Zeit, Zuneigung, Aufmerksamkeit und Mitgefühl schenken, einander zuhören, ein Lächeln oder eine Umarmung als nicht materielle Geschenke – all dies schafft eine so wichtige Grundlage für eine Gesellschaft, in der es in Alltag und Freizeit um mehr geht, als wir äußerlich zu beurteilen vermögen. Eine Gesellschaft, in der zwischenmenschliche Werte stärker prägen als Geld, Macht und Besitz. Am Ende macht es den Jugendlichen Freude, etwas Materielles oder Nichtmaterielles zu schenken und die freudige Reaktion zu erwarten. Zu sehen, wie andere ein Geschenk wertschätzen und sich darüber freuen, erfüllt die Jugendlichen. Es ist ein Geschenk, wenn Ungeahntes wahr wird, weil Überraschungen gelingen, weil man sich innerlich auf den anderen eingelassen hat. Und die meisten Befragten bevorzugen sogar lieber Überraschungen, als dass sich ein geäußerter Wunsch definitiv erfüllt. Und was wünschen die von mir befragten jungen Leute für sich selbst und für die eigene Zukunft? An erster Stelle stehen Zufriedenheit, Freude und Zeit für andere zu haben, weiterhin viel Kreativität, wenig Hektik und keine Stolperfallen. Glücklichkeit eben. Was hast du als letztes verschenkt? Eine weiße Leinwand und Farben für einen gemeinsamen Tag zum Malen. Was macht ein wertvolles Geschenk für dich aus? Etwas, das von Herzen kommt und ernst gemeint ist. Worauf freust du dich, wenn du etwas verschenkst? Die Freude im Gesicht, wenn die Person das Geschenk erhält und auspackt. Was wünscht du dir für deine Zukunft? Zeit, damit ich mehr Zeit mit den Menschen verbringen kann, die ich mag. Der Autor Marco Nobis ist Jugendreferent bei der Katholischen Jugendagentur Köln und arbeitet im Jugendpastoralen Zentrum Crux und in der Pfarrei St. Franziskus. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem jugendpastorale Angebote für Schulen, Firmkatechese, Ministranten- und Sternsinger-Arbeit. Diesen Bericht schrieb er auf Basis von Umfragen und Workshops mit den Jugendlichen in Schulen oder bei Veranstaltungen. 10 | 11
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