Franziskaner Mission 4 | 2025

Man muss natürlich nicht ins Ausland reisen, um missionarisch wirken zu können. Die Gnadengaben, die jede und jeder von Gott her empfangen hat, »der eine so, der andere so« (1 Korintherbrief 7,7), wollen ›hüben wie drüben‹ zum Einsatz kommen. Der adventliche Weckruf »Mache dich auf und werde licht« erinnert an Gottes Auftrag an jeden Menschen. So schreibt Papst Franziskus 2013: »Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selbst ›gebrandmarkt‹ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien.« (Evangelii Gaudium, Nr. 273) Quelle des Glücks Dank für missionarische Berufung Kinder und Jugendliche der Pfarrgemeinde »La Esperanza« (»Die Hoffnung«) verabschieden Seelsorger Frank Hartmann. TEXT: Frank Hartmann ofm | FOTOS: Casa del Migrante San Hermano Pedro Nach drei Jahren Leben und Arbeiten in Mezquital in Guatemala, einer von Armut und Gewalt geprägten Stadt am Rande der Hauptstadt, bin ich nun seit Ende August wieder in Deutschland. Dabei kann ich nicht anders als jeden dieser dort gelebten Tage Gott dankend hinzuhalten – insbesondere für die Familien, denen ich in der dortigen »Casa del Migrante«, der Unterkunft für Menschen auf der Suche nach menschenwürdigem Leben, begegnen durfte. Du mein Gott, es ist nicht das erste Mal, dass ich Dir danke für die Gabe der missionarischen Berufung. Ich habe Dir schon oft gedankt – für die Sehnsucht, die Du mir ins Herz gelegt hast, ab und an das Weite zu suchen. Gleich zwei Mal hatte ich das Privileg, einige Jahre in anderen Ortskirchen zu leben. Das Herz geht mir auf, wenn ich an mir liebgewordene Menschen und Orte auf Kuba und zuletzt im mittelamerikanischen Guatemala denke. Unvergessliche Begegnungen Stellvertretend für viele Begegnungen, die mir oft unter die Haut gegangen sind und bis heute mein Herz brennen lassen, stehen zwei kleine Begebenheiten. Mir kommt Manuel in den Sinn, ein junger Mann aus Venezuela, vielleicht 27 Jahre alt. Ich habe ihn in unserer Herberge in der Franziskanerpfarrei kennengelernt. In seinem Heimatland konnte er nicht mehr für seine Familie sorgen. Also beschloss er, für einige Jahre in die USA auszuwandern, dort zu arbeiten und seinen Verdienst nach Hause zu schicken. Nachdem ich mich ihm als Franziskaner vorgestellt hatte, fragte er mich, ob ich ihn jetzt missionieren wolle. Meine spontane Reaktion: »Nein, es ist umgekehrt. Du missionierst mich. Ich lerne von Dir.« Er war für mich »Missionar der Freude, der Hoffnung und der Liebe«, wie es in einem spanischen Lied heißt. Ich staune heute noch über seine ansteckende Freude, trotz seiner schwierigen Situation. Überhaupt habe ich noch selten Menschen erlebt, die so voller Hoffnung waren wie unsere Gäste in der Migrantenunterkunft »Santo Hermano Pedro» des »Franziskanischen Netzwerks mit Migrierenden«.

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