zu kommen. Die allermeisten leben täglich von der Hand in den Mund. Zweitens sind es Vietnamesen, die als Migrantinnen und Migranten in Kambodscha leben. Viele stammen aus Familien, die bereits in dritter oder vierter Generation im Land leben, jedoch ohne offizielle Dokumente. Ihr Aufenthalt ist in vielen Fällen illegal. Aufgrund Armut und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat flohen sie einst über die Grenze – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch ihre Existenz hier bleibt unsicher. Versöhnung von klein auf So wie Franziskus nach dem Frieden strebte, sollen die Ordensbrüder in diesem Geist der Versöhnung leben. Wie aber ist Versöhnung zu realisieren? Um die Frohe Botschaft sichtbar werden zu lassen, kümmern sich die Brüder um die Bildung der Kinder beider Volksgruppen. Es sind dazu ein Kindergarten und eine Grundschule gebaut worden. Hier setzen die Franziskaner ganz früh mit einer besonderen Erziehung an: Die Kinder ohne Hass und Vorurteile aufwachsen zu lassen, damit sie nicht von den geschichtlichen Konflikten beeinflusst werden. In der Schule lernen und spielen sie miteinander. Hier werden keine Unterschiede gemacht. So lernen die Kinder schon früh, friedlich miteinander zu leben. In diesem Zusammenlernen und Spielen hoffen die Franziskaner, dass die kommende Generation einen Zugang zum Nächsten findet. Das kambodschanische Volk ist tief religiös. Die Menschen glauben, dass alles, was gut ist, von Gott kommt. Das Geschenk der Frohen Botschaft durch das Engagement der Franziskanerbrüder empfangen die Khmer mit großer Der Autor Chi Thien Vu gehört zur Deutschen Franziskanerprovinz und arbeitet als Seelsorger in der Franziskanergemeinde Dortmund. Außerdem pflegt er den Kontakt mit vietnamesischen Gemeinden in Deutschland und mit den Franziskanern in Vietnam. Dankbarkeit, und sie entwickeln ein Vertrauen gegenüber uns. Es geht den Brüdern nicht zuerst um Missionierung, sondern um Fürsorge für die Menschen beider Volksgruppen. Nicht Massentaufen, sondern die Liebe Gottes steht im Vordergrund. Aufgrund der Geschichte beider Länder war es nicht leicht, Zugang zu den Khmern zu bekommen. Heute zeigt sich die Dankbarkeit und Zutraulichkeit der Menschen uns gegenüber auch im Vertrauen, mit dem sie ihre Kinder in unsere Obhut geben. Sie trauen uns zu, ihre Kinder gut zu erziehen und ihnen dadurch eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Sie haben erkannt, dass Bildung ein wichtiger Schlüssel im Leben ihrer Kinder ist. Nur durch Bildung haben sie die Chance, dem Armutskreis zu entkommen. Das Geschenk, die Frohe Botschaft, kann nur durch die Menschwerdung verwirklicht werden. Es darf nicht nur beim Lippenbekenntnis bleiben, sondern das Geschenk soll durch unser Engagement und Tun erlebbar und erfahrbar gemacht werden. Ein Geschenk darf wiederum nicht einseitig empfangen werden. Unsere Präsenz zeigt die Güte Gottes. Khmer und Vietnamesen sehen in dieser Güte Gottes gute Gegenwart. So sind Vertrauen und Versöhnung möglich. Kinder der Grundschule im kambodschanischen Tual Krosang, die von Franziskanern gegründet wurde. 23
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