Franziskaner Mission 4 | 2025

Tatsächlich fordern die Basisbewegungen dazu auf, »die Vorstellung von Sozialpolitik als Politik für die Armen, aber niemals mit den Armen, niemals von den Armen und schon gar nicht als Teil eines Projekts, das die Völker zusammenbringt«, zu überwinden. Wenn Politiker und Spezialisten ihnen kein Gehör schenken, »verkümmert die Demokratie, wird zu einem Nominalismus, zu einer Formalität, verliert an Repräsentativität und verliert an Anziehungskraft, weil sie die Menschen in ihrem täglichen Kampf um Würde und in der Gestaltung ihres Schicksals außen vor lässt«. (81) »Dilexi Te« bekräftigt: »Die Kirche muss sich auf die Seite der Armen stellen und sich aktiv für ihre ganzheitliche Förderung einsetzen.« Diese ganzheitliche Förderung umfasst nicht nur Brot und Unterkunft, sondern auch das Recht auf Kultur, Glauben, freie Meinungsäußerung und politische Teilhabe. In diesem Sinne findet das Dokument seinen Widerhall in den Erfahrungen der CEBs, in den Wallfahrten der Erde und des Wassers, in der Jugendpastoral, in der Landpastoral, der Gefängnisseelsorge und der Migrantenpastoral – Orte, an denen die Bibel im Licht des Lebens gelesen wird und wo die Menschen entdecken, dass »Gott auf der Seite der Armen steht«. In Brasilien wird oft versucht zu argumentieren, dass der Glaube nichts mit Politik zu tun habe (außer wenn er rechtsgerichtet ist ...). »Dilexi Te« bricht mit dieser falschen Dichotomie, indem er betont: »Man kann den Glauben nicht von der Liebe zu den Armen trennen.« Authentischer Glaube misst sich nicht an Doktrinen, sondern an der Ausübung von Gerechtigkeit. Der Papst geht noch weiter und bekräftigt, dass »der Christ die Armen nicht nur als soziales Problem betrachten darf: Sie sind eine ›Familienangelegenheit‹. Sie gehören ›zu uns‹. Die Beziehung zu ihnen darf nicht auf eine Aktivität oder einen Bereich der Kirche reduziert werden. Wie die Bischofskonferenz von Aparecida lehrt, ›werden wir aufgefordert, den Armen Zeit zu widmen, ihnen freundliche Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen interessiert zuzuhören, sie in schwierigen Zeiten zu begleiten, sie auszuwählen, um Stunden, Wochen oder Jahre unseres Lebens mit ihnen zu teilen, und von ihnen ausgehend nach einer Veränderung ihrer Situation zu suchen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus selbst dies durch sein Handeln und seine Worte vorgelebt hat‹.« (104) Vor 60 Jahren gründeten die Franziskaner im nordostbrasilianischen São Luís die Frei-Alberto-Schule mit dem Ziel, den Ärmsten der Armen Schulbildung zu ermöglichen. 32

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