
Abgesehen von zwei kurzzeitigen Aufhebungen im Dreißigjährigen Krieg und im Kulturkampf sind die Franziskaner bereits seit 1488 in Dorsten präsent. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kloster und Kirche zerstört. Das heutige Ensemble aus Kloster, der Kirche St. Anna und der Klosterpassage mit drei Ladenlokalen entstand in den 1970er-Jahren nach den Plänen des Dorstener Architekten Manfred Ludes, nachdem sich der Orden von einem Teil des Klostergeländes getrennt hatte. Seit 2020 stehen das heutige Konventsgebäude und die Klosterkirche unter Denkmalschutz.
Im Jahr 2021 hatte die Deutsche Franziskanerprovinz das Kloster an den örtlichen Caritasverband verkauft; die im Kloster lebenden Brüder erhielten dabei Wohnrecht. Die Caritas verband damit die Option auf eine künftige räumliche Erweiterung – etwa mit Räumen für Kinder- und Jugendarbeit. Wirtschaftliche Erwägungen veranlassten den Caritasverband nun jedoch zum Weiterverkauf an die Stadt.
Die Franziskaner behalten ihr Wohnrecht in Dorsten
Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff bezeichnet den Ankauf als „wichtige Zukunftsentscheidung für Dorsten“. Die Stadt sichere so ein Stück Geschichte, das seit Jahrhunderten eng mit der sozialen, kulturellen und religiösen Identität Dorstens verbunden sei. „Viele Ratsmitglieder haben betont, dass ein so wichtiger Ort nicht in fremde Hände fallen darf“, so Stockhoff weiter. Die Franziskaner behalten weiterhin ihr Wohnrecht im Kloster.
Pater Heribert Arens, einer der acht derzeit in Dorsten lebenden Franziskaner und Vikar der Gemeinschaft, freut sich über die Entscheidung: „Wir blicken der Zusammenarbeit mit der Stadt erwartungsvoll entgegen und freuen uns auf neues Leben im Kloster.“ Weltliche Veranstaltungen in der Klosterkirche sieht er gelassen: „Der Herrgott erfreut sich an allen schönen Dingen.“
Die künftige Nutzung der Räume soll soziale, kulturelle und gemeinschaftliche Zwecke verbinden. Geplant sind unter anderem Beratungsräume, Tagungs- und Vereinszimmer sowie Depots für das Stadtarchiv. Zudem erwägt die Stadtverwaltung, kleinere Verwaltungseinheiten dort bürgernah unterzubringen. Ein leerstehendes Ladenlokal in der Klosterpassage könnte künftig soziale Aufgaben übernehmen – etwa als Kleiderkammer oder als Erweiterung des Kunst- und Kulturzentrums „franz“. Für erste Umbauten hat der Stadtrat 100.000 Euro bewilligt. Bereits zuvor hatte die Caritas einen sechsstelligen Betrag in Modernisierungen investiert.