27.05.2025 Maximilian Feigl

Franziskaner Pater Gandulf Korte bekommt Stolperstein

Stolpersteine in Quakenbrück wie ihn auch Pater Gandulf Korte bekommen soll
Stolpersteine sollen mahnen und erinnern.

Gandulf Korte wurde 1897 als viertes von sieben Kindern auf einem Bauernhof in Lüchtringen (heute Teil der Stadt Höxter) geboren. 1914 trat er in das Internat des Kollegs St. Ludwig ein, ein Franziskanerkloster in der niederländischen Provinz Limburg. Zwei Jahre später wurde Gandulf zum Militärdienst eingezogen und sowohl an der Ost- als auch der Westfront des 1. Weltkriegs eingesetzt. Durch einen Granatsplitter verlor er seinen linken Lungenflügel und schied aus dem Militärdienst aus.

Seine Schulausbildung schloss er 1921 ab und noch im selben Jahr trat er als Novize in den Franziskanerorden ein. Es folgten sein Theologiestudium in Dorsten und Paderborn, die Priesterweihe empfing er 1928. Pater Gandulf schloss ein Studium der Germanistik in Münster und München an, musste seine Arbeiten jedoch mehrmals aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit unterbrechen. 1934 promovierte er schließlich in Münster, 1936 folgten das Staatsexamen und die staatliche Prüfung für das höhere Lehramt. 1937 erhielt er den Auftrag, die Lektorate der Katechetik, Liturgik und christlicher Kunst am Studienkloster Paderborn zu übernehmen.

Pater Gandulf verurteilte öffentlich die Judenverfolgung

Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs verlagerte Gandulf seine Tätigkeiten immer mehr hin zur Seelsorge, bis er 1942 zum Ersten Vikar an der Christkönigkirche in Bochum ernannt wurde. Das Bochumer Franziskanerkloster war zu diesem Zeitpunkt bereits durch die Gestapo enteignet worden, sodass Gandulf wie auch die anderen Franziskanerbrüder gezwungen waren, bei Familien aus der Gemeinde unterzukommen. Während dieser Zeit verurteilte er in Predigten die Judenverfolgung und bezeichnete Reden von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels als Beleidigung der Bevölkerung. Zudem kritisierte er öffentlich die Unterdrückung der katholischen Kirche durch das Nazi-Regime.

Am 5. Juli 1944 wurde Pater Gandulf aufgrund dieser Äußerungen von der Gestapo verhaftet und der Wehrkraftzersetzung angeklagt. Einen Tag später wurden seine Mitbrüder ebenfalls verhaftet. Während seiner Haft litt Gandulf schwer unter den Folgen seiner Kriegsverletzung, Hafterleichterungen wurden ihm aber verwehrt. Schließlich wurde bestimmt, Gandulf vor den Volksgerichtshof nach Berlin zu bringen. Am 4. November, kurz vor seinem Abtransport, wurde er dann durch einen Luftangriff auf das Gefängnis getötet. Am 23. November wurde er in der Familiengruft beigesetzt.

In einem Nachruf auf Pater Gandulf Korte, der 1952 in der Vita Seraphica veröffentlicht wurde, heißt es über ihn: „Besonders entschieden äußerte sich nicht selten sein starkes Gerechtigkeitsgefühl, das ihn in den Jahren der legalisierten Ungerechtigkeit unter Bekannten leicht zu heftigen Gefühlsausbrüchen und selbst unter weniger Bekannten zu gefährlichen Äußerungen verleiten konnte.[…] Eine solche an sich wahre und berechtigte […] Äußerung sollte ihn zum Verhängnis werden.“

Ein Stolperstein für Pater Gandulf Korte

Ende April dieses Jahres hat der SPD-Ortsverein Lüchtringen zusammen mit den Ortsausschussmitgliedern der CDU, BfH und UWG einen Antrag auf Verlegung eines Stolpersteins in Andenken an Pater Gandulf Korte gestellt. Dem Antrag hat der Ortsausschuss Lüchtringen in seiner Sitzung am 14. Mai einstimmig zugestimmt. Der Stolperstein soll im öffentlichen Bereich, möglichst im Bereich des Zugangs zur Lüchtringer Kirche verlegt werden.

Stolpersteine sind ein Projekt, das der Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 begann. Mit ihnen wird europaweit an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, über 100.000 dieser Gedenksteine wurden inzwischen verlegt. Sie machen die Schicksale des NS-Regimes sichtbar – direkt vor dem zuletzt freiwillig gewählten Wohnort oder an besonderen Wirkungsorten. Auf ihnen steht der Name der Person, für die der Stein verlegt wurde, sowie weitere relevante Informationen wie Geburtsjahr, Deportationsort und -datum und Todesort und -datum.


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