
Beim Schreiben dieses Textes komme ich gerade vom Krippenaufbau in unserer Franziskanerkirche. Es fasziniert mich jedes Jahr wieder neu, wie die Menschen überall liebevoll die Krippen aufbauen. Hier auf dem Hülfensberg und in vielen Kirchen und Häusern in Deutschland. Weihnachten soll „schön“ werden. Dafür investieren wir Zeit und Energie.
Am selben Tag höre ich in den Nachrichten, dass Innenminister Dobrindt angekündigt hat, dass die gut 500 afghanischen Menschen, die eine Aufnahmezusage Deutschlands haben und die in Pakistan auf ihre Ausreise warten, nun doch von Deutschland aufgenommen werden sollen. Gott sei Dank!
Endlich eine gute Nachricht, was die Asylpolitik betrifft. Und nicht ein immer stärkerer Überbietungswettbewerb für eine immer rigidere Asylpolitik und immer schärfere Maßnahmen. Die betreffenden Menschen sind ehemalige Ortskräfte, die in Afghanistan für die Bundesregierung gearbeitet haben, oder die aus anderen Gründen unter dem Taliban-Regime besonders gefährdet sind. Es scheint, dass Menschlichkeit und Gerechtigkeit gesiegt haben.
Mir fällt der Satz aus der Weihnachtsgeschichte ein: „… denn in der Herberge war kein Platz für sie…“ (Lk 2,7). Wo ist Platz für die Menschen, die in der Hoffnung auf menschliche und demokratische Entwicklungen mit uns gearbeitet haben, und jetzt, nachdem sich ihre Hoffnungen zerschlagen haben, um ihr Leben fürchten müssen? Es darf nicht sein, dass sie im Stich gelassen werden und es keinen Platz in der Herberge Deutschland für sie gibt.
Ich hoffe, wir bauen die Krippen und Herbergen in unseren Häusern und Kirchen groß genug, dass Platz ist für Maria und Josef. Aber auch für Myriam und Jussuf. Für Menschlichkeit und Barmherzigkeit – und für den, der an Weihnachten geboren wird, damit „Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk2,14) wird.