Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.

Inzwischen ist klar geworden: Bei der Wahl neuer Richterinnen und Richter am Bundesverfassungsgericht geht es nicht nur um die Kandidatinnen und Kandidaten, auch nicht nur um die Kompromissbereitschaft der Parteien. Es geht um weitaus fundamentalere Fragen. Längst überfällig ist etwa die Frage, ob das derzeitige Wahlverfahren im heutigen Mehrparteiensystem noch geeignet ist. Noch tiefer greift die Frage, wann einem Menschen die nach Artikel 1 des Grundgesetzes unantastbare Menschenwürde zuzusprechen ist.
Dieses Thema gehört in einen gesellschaftsumgreifenden und unaufgeregten Diskurs. Inzwischen ist die vorgesehene Wahl zum Machtkampf der politischen Lager verkommen. Die jeweils anderen werden im Stil der Stammtischsprache mit Etikettierungen wie „linksradikal“ oder „rechtsaußen“ gebrandmarkt. Das ist eines Rechtsstaats unwürdig.
Darüber hinaus legt die gescheiterte Wahl eine tiefe Wunde unserer derzeitigen Gesellschaft frei. Sie zeigt den Mangel an Verständigung und Zusammenhalt. Wenn die Umgangssprache in unseren sozialen Medien (und nicht nur dort) zunehmend verroht, wenn selbst ein Bundestag mit Ordnungsrufen oder gar Platzverweisen gezähmt werden muss, wen wundert es da, dass beispielsweise die Jugendkriminalität jährlich steigt? Statt diese mit Symptommaßnahmen (etwa Abschiebungen oder Vorverlegung der Strafmündigkeit) zu behandeln, bräuchte es eine neue Kultur des Miteinander – übrigens auch in den Kirchen.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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