Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
„Liebe Brüder und liebe Schwestern! Frohe Ostern!“ Das waren die letzten Worte Papst Franziskus auf dem Balkon des Petersdoms am Ostersonntag, bevor er mit brüchiger Stimme den Segen über das Land und den Erdkreis „Urbi et orbi“ gespendet hat. Sein Wirken ist für mich eingebunden in zwei einfache Sätze. Am Abend seiner Wahl, dem 13. März 2013, stand Franziskus auf dem gleichen Balkon und begrüßte die Menschen mit den Worten: „Liebe Brüder, liebe Schwestern! Guten Abend! Buona serra!“ Mit dieser unerwarteten Geste hat er sich in die Herzen vieler Menschen eingeschrieben. Und am Ende seiner Amtszeit sprach er den Ostergruß für alle Menschen. Ein einfacher Satz am Beginn seines Pontifikates – und ein einfacher Gruß und Segen am Ende seines Pontifikates. Sie stehen für seine Einfachheit und Nahbarkeit.
Als erster Papst gab sich Jorge Mario Bergoglio den Namen Franziskus und hat damit ein Lebensprogramm aufgerufen, das Erwartungen weckte. In vielfacher Hinsicht hat er diese Erwartungen eingelöst – im Hinblick auf eine verbeulte Kirche (die wir sind!), die sich nicht scheut, an die Ränder zu gehen und dort den Menschen das Evangelium zu verkünden, die Armen und Zerbrechlichen nicht aus dem Blick zu verlieren, die universelle Geschwisterlichkeit einzuüben und zu pflegen. Er hat es gelebt. Seine Enzykliken „Laudato si“, „Fratelli tutti“ und „Evangelii gaudium“ haben Impulse gesetzt, die uns nicht mehr aus der Verantwortung entlassen, für unser gemeinsames Lebenshaus Sorge zu tragen.
Ja, Papst Franziskus hat viele Erwartungen geweckt, einige Erwartungen erfüllt, manche Erwartungen enttäuscht. Die Kirche hat einen neuen Kurs begonnen, jedoch ist sie nicht mit voller Kraft unterwegs. Manche Bewegungen hinsichtlich der Ämter, der Sexualmoral und der Synodalität der Kirche wurden geblockt. Für einige war er zu schnell, für andere zu langsam – Papst Franziskus hat versucht, als Pontifex die unterschiedlichen Strömungen zu berücksichtigen. Es ist vielleicht zu viel, von einem einzigen Mann zu erwarten, die Kirche zu reformieren.
Von Papst Franziskus bleibt mir seine menschenfreundliche Zugewandtheit zu den Menschen – ohne Berührungsängste. Darin erkenne ich Seiten, wie ich mir den Nachfolger Christi auf Erden wünsche. Auch in Zukunft.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.