25.04.2025 Bruder Andreas Brands

Letzte Worte

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Andreas Brands

Liebe Brüder und liebe Schwestern! Frohe Ostern!“ Das waren die letzten Worte Papst Franziskus auf dem Balkon des Petersdoms am Ostersonntag, bevor er mit brüchiger Stimme den Segen über das Land und den Erdkreis „Urbi et orbi“ gespendet hat. Sein Wirken ist für mich eingebunden in zwei einfache Sätze. Am Abend seiner Wahl, dem 13. März 2013, stand Franziskus auf dem gleichen Balkon und begrüßte die Menschen mit den Worten: „Liebe Brüder, liebe Schwestern! Guten Abend! Buona serra!“ Mit dieser unerwarteten Geste hat er sich in die Herzen vieler Menschen eingeschrieben. Und am Ende seiner Amtszeit sprach er den Ostergruß für alle Menschen. Ein einfacher Satz am Beginn seines Pontifikates – und ein einfacher Gruß und Segen am Ende seines Pontifikates. Sie stehen für seine Einfachheit und Nahbarkeit.

Als erster Papst gab sich Jorge Mario Bergoglio den Namen Franziskus und hat damit ein Lebensprogramm aufgerufen, das Erwartungen weckte. In vielfacher Hinsicht hat er diese Erwartungen eingelöst – im Hinblick auf eine verbeulte Kirche (die wir sind!), die sich nicht scheut, an die Ränder zu gehen und dort den Menschen das Evangelium zu verkünden, die Armen und Zerbrechlichen nicht aus dem Blick zu verlieren, die universelle Geschwisterlichkeit einzuüben und zu pflegen. Er hat es gelebt. Seine Enzykliken „Laudato si“, „Fratelli tutti“ und „Evangelii gaudium“ haben Impulse gesetzt, die uns nicht mehr aus der Verantwortung entlassen, für unser gemeinsames Lebenshaus Sorge zu tragen.

Ja, Papst Franziskus hat viele Erwartungen geweckt, einige Erwartungen erfüllt, manche Erwartungen enttäuscht. Die Kirche hat einen neuen Kurs begonnen, jedoch ist sie nicht mit voller Kraft unterwegs. Manche Bewegungen hinsichtlich der Ämter, der Sexualmoral und der Synodalität der Kirche wurden geblockt. Für einige war er zu schnell, für andere zu langsam – Papst Franziskus hat versucht, als Pontifex die unterschiedlichen Strömungen zu berücksichtigen. Es ist vielleicht zu viel, von einem einzigen Mann zu erwarten, die Kirche zu reformieren.

Von Papst Franziskus bleibt mir seine menschenfreundliche Zugewandtheit zu den Menschen – ohne Berührungsängste. Darin erkenne ich Seiten, wie ich mir den Nachfolger Christi auf Erden wünsche. Auch in Zukunft.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


5 Kommentare zu “Letzte Worte

  1. Frau Gerling, ich frage mich, was Menschen wie Sie dazu bringt, wie von der Tarantel gestochen auf ein einzelnes Stichwort hin aufzuschreien. Aber für Sie erkläre ich meinen Kommentar gern. Ein „verkopfter“ Theologe ist jemand, der sich überwiegend bis hauptsächlich nur mit theologischen Studien beschäftigt, aber bei dem aus dem Studium kein seelsorgliches Wirken entsteht, eine Seelsorge, die sich an ALLE Menschen richtet, also inkludiert und nicht ausschliesst, so wie es Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Konsorten will. Und ja, es ist ein Kontrast, diese aufgeschlossene Seelsorge und ein „Studienmensch“ – egal ob Gehweihter oder Laie. Und wenn Sie diesen Kontrast nicht verstehen und dann mit Begriffen wie „dumpfer und unreflektierter Volksfrömmigkeit“ kommen, dann spricht dies eher gegen Sie als gegen das, was ich geschrieben habe. Und ja, nicht aus allen Ordensgemeinschaften sind grosse Theologen hervorgegangen, aber das ist ja auch nicht deren Gründungsidee. Die meisten wollten unter den Menschen tätig sein, helfen und Seelsorge betreiben. Und glücklicherweise gibt es noch viele dieser Ordensgemeinschaften, die dort sind, wo der Staat versagt hat oder nicht bereit ist, tätig zu werden.

    Zum Schluss kann ich nur empfehlen, nicht sofort, wenn Stichworte wie „aufgeschlossene Seelsorge“, „Frauen in der Kirche“, „geschiedene Wiederverheiratete“ oder „Homosexuelle“ fallen, gleich wie ein HB-Männchen (und zwecks Geschlechtergleichheit HB-Frauchen) an die Decke zu gehen.

    1. Lieber Herr Kastenholz,
      Seelsorge ohne Kopf – wie soll das gehen? Ihr Erklärungsversuch kann nicht befriedigen, da er Ihren Dualismus eher noch verstärkt. Dabei wäre die Lösung so einfach: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, statt einfach von Obst zu sprechen. Verstehen Sie die Metapher? Im Übrigen: Nicht für ungut und einen schönen Sonntag! Beste Wünsche, Gerling

      1. Schade, Sie haben es immer noch nicht verstanden. Aber macht nichts. Sie werden es merken, wenn Sie mal an einen solchen „verkopften“ Theoretiker geraten, der vom wirklichen Leben keine Ahnung hat und damit auch den Menschen in der Seelsorge nichts zu sagen hat, das ihnen weiterhilft.

  2. Papst Franziskus war ein menchenliebender Seelsorger, kein verkopfter Theologe. Er hat Reformen angestossen und einige Veränderungen gebracht, wenn auch hauptsächlich in der kurialen Verwaltung. Und doch gibt es ebnttäuschte Gruppen: Frauen, die auf die Zulassung zu Weiheämtern warten; verheiratete Männer (viri probati), die schon längst zu Priestern hätten geweiht werden können; Laien, die mehr Verantwortung in Gemeinden übernehmen würden – auch in der Seelsorge. Ich schliesse mich da nicht aus. Auch ich hatte mir bei der Namenswahl mehr erhofft. So bleibt zu hoffen, dass der Nachfolger keine 180°-Wende machen, sondern die Reformen fortführen wird. Leider sehe ich mit einem bangen Blick auf das kommende Konklave. Die Konservativen haben sich bereits in Stellung gebracht, allen voran der deutsche Kardinal Müller. Bei ihm ist es mir ohnehin ein Rätsel, warum Papst Franziskus ihm nicht die Kardinalswürde entzogen hat. Müller ist nicht nur konservativ, sondern hat die päpstliche Entscheidung zur Segnung von geschiedenen Wiederverheirateten und Homosexuellen als Häresie bezeichnet. Und in den Ruf nach einem afrikanischen Papst kann ich ebenfalls nicht mit einstimmen, sind doch die Kandidaten von diesem Kontinent in der konservativen Ecke zu Hause (man denke an die Entscheidung der gesamtafrikanischen Bischofskonferenz, die die Segnung von Homosexuellen in toto abgelehnt hat und deren Mitglieder zum Teil staatliche Gesetzesvorlagen für die Bestrafung von Homosexuellen unterstützt haben). Letztlich habe ich auch meine Zweifel an der Durchsetzungskraft des Heiligen Geistes, wenn man bedenkt, wieviel Zeit die einzelnen Gruppierungen im Kardinalskollegium zu Sondierungsgesprächen hatten und vorab sich bereits auf einen Kandidaten einigen konnten, der ihren kirchenpolitischen Ideen förderlich ist. Nicht, dass der Geist am Wehen gehindert wird, aber der Starrsinn des Menschen ist altbekannt. Man schaue nur in das Alte Testament. Letztlich bleibt nur das Gebet um einen starken Sturm im Konklave, kein laues Lüftchen des Heiligen geistes.

    1. Was ist ein verkopfter Theologe? Äußerungen wie diese, die dann noch mit aufgeschlössener Seelsorger. kontrastiert werden, stimmen mich äußerst bedenklich! Es klingt mir zu sehr nach Fundamentalismus und dumpfer und unreflektierter (Volks-) Frömmigkeit. Mächte und Gewalten, die uns dumm machen oder halten wollen, gibt es in unserer Gesellschaft genug. Auch um Orden strahlt nicht immer das Licht theologischer Erleuchtung!

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