02.08.2025 Bruder Martin Lütticke

…schwer zu ertragen

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.

Bruder Martin Lütticke
Bruder Martin Lütticke

Die Bilder aus Gaza sind für mich schwer zu ertragen. Zerbombte Städte und Häuser, hungernde Kinder, sterbende Menschen, zerstörte Infrastruktur, eine zusammengebrochene medizinische Versorgung, chaotische Zustände in dem, was von den Krankenhäusern noch übrig ist. Die Bilder machen mich sprachlos.

In der letzten Zeit war es vermehrt die katholische Kirche mit dem lateinischen Patriarchen Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der mit deutlichen und scharfen Worten die Politik des Staates Israel kritisierte. „Kommen Sie mit nach Gaza, sprechen Sie mit meinen Leuten, die alles verloren haben, und dann sagen Sie mir, dass ich neutral bleiben soll!“, kritisiert er eine falsch verstandene Neutralität. „Das, was in Gaza passiert, prangern wir an… Die Politik der israelischen Regierung in Gaza ist inakzeptabel und moralisch nicht zu rechtfertigen.“

Ja, wir haben als Deutsche eine besondere Beziehung zum Staat Israel aufgrund unserer Geschichte. Ja, Israel ist wohl die einzige Demokratie nach westlichen Vorstellungen im Nahen Osten. Ja, die Hamas ist eine Terror-Organisation und ich sehe noch die ebenfalls schwer zu ertragenden Bilder der Freilassung einiger israelischer Geiseln, die gedemütigt vorgeführt wurden. Diese Bilder offenbarten einmal mehr die Grausamkeit der Hamas.

Aber, wie sagte Kardinal Pizzaballa vor wenigen Tagen: „Die Politik der israelischen Regierung ist inakzeptabel und moralisch nicht zu rechtfertigen.“ Sie führt weder zum Frieden noch zur Versöhnung. Sie führt zu noch mehr Hass und Blutvergießen. Und diese Kritik an der israelischen Regierung hat nichts zu tun mit Antisemitismus.

Ich hoffe, dass die Kritik an der Regierungspolitik aus der Staatengemeinschaft und aus israelischen Zivilgesellschaft heraus so stark wird, dass sie die Verantwortlichen zum Einlenken bringt.

Und die Anerkennung Palästinas als Staat? Nochmal Kardinal Pizzaballa (im ZDF): „Das palästinensische Volk wünscht sich ein Ende dieses Krieges; aber sie möchten auch einen Ort haben, an dem sie zuhause sein können.“

Der Vatikan verwendet übrigens seit 2013 die Bezeichnung „Staat Palästina“ in Dokumenten und führt seit Abschluss des Konkordats im Januar 2016 seine diplomatischen Beziehungen mit dem Staat Palästina anstelle der PLO fort. Zu Israel werden seit 1993 diplomatische Beziehungen gepflegt. Dass Deutschland diesen Schritt auch tut als wichtige Etappe auf dem Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung wünscht sich
Br. Martin Lütticke, Dortmund


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