Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.

In diesen Tagen machte ich eine amüsante Beobachtung in der U-Bahn. Ein Jugendlicher blickte konzentriert auf sein Smartphone. Allerdings verfolgte er keinen Chatverlauf und kein Spiel, er hatte die Kamera angeschaltet und sortierte seine Frisur. Mit großer Genauigkeit brachte er auch die letzte Haarsträhne an ihren Platz. Alles sollte perfekt sein.
Gutes Aussehen und entsprechendes Auftreten erzeugen ein Bild von mir. Dieses Bild stimmt natürlich nicht zwingend mit der Realität überein, besonders wenn ich damit gefallen will. Perfektion scheint in vielen Bereichen unsers Lebens die Norm zu sein. Wer diesem höchsten Level nicht genügt, der findet oft keinen Platz. Dabei wird die Norm immer von Menschen und ihren Vorstellungen gesetzt. Ob sie aber dienlich ist, sei dahingestellt.
Gerade liegen Allerheiligen und Allerseelen hinter uns. Diese Tage sind die Erinnerung daran, dass alle Menschen Gott heilig sind. Dabei geht es nicht um den perfekten Gläubigen oder den perfekten Frommen. Bei Gott müssen wir kein besonders schönes Bild abgeben, denn Gott nimmt den Menschen so, wie er eben ist. Die Botschaft dieser Tage erlaubt uns, mit unserer Unvollkommenheit zu leben. Das mag manchmal schwer auszuhalten sein, besonders die Unvollkommenheiten der Anderen. Bei Gott spielen sie keine Rolle, denn er selbst ist es, der unser Leben vollendet. Wenn man so will, ist er es, der auch die letzte Haarsträhne an ihren Platz zupft.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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