Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Dass die Wahl des neuen Papstes so schnell verlaufen würde, hätte kaum jemand erwartet. Es gehört zum System dieser alten, oft als so wenig aktuell gescholtenen Römisch-Katholischen Kirche dazu, dass das Papstamt ein Wahlamt ist. Dabei wird hinter verschlossenen Türen darum gerungen, wer als der wirklich geeignete Kandidat benannt und gewählt wird. Dies kann tagelang und viele Wahlgänge dauern.
Kurz zuvor wurde in Deutschland der neue Kanzler gewählt. Allerdings nicht im ersten Wahlgang – und Medien und Politik stehen deshalb Kopf! Warum diese Hysterie in Deutschland?
Für mich ist es Ausdruck von Demokratie, wenn sich Kandidatinnen und Kandidaten finden, die bereit sind, Verantwortung in der Leitung unseres Landes zu übernehmen, mit ihren Stärken und auch mit ihren Begrenzungen oder gar Schwächen. Können wir das überhaupt noch ertragen? Mit welchen Erwartungen werden unsere politisch Verantwortlichen überschwemmt? Wie unmenschlich wird manchmal mit Verantwortungsträgern in Politik, Gesellschaft und Kirchen umgegangen. Häme, Bloßstellung, Schadenfreude – leider auch häufiger untereinander selbst.
Sorgen wir uns noch um den „guten Ton“? Haben wir noch ein Gespür dafür, was „anständig?“ ist und was nicht – oder, um den verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler zu zitieren: „Das tut man nicht!“. Verliert unsere Gesellschaft an Fingerspitzengefühl im Umgang miteinander – oder wird uns von gewissen Strömungen vorgegaukelt, dass es einfach nicht anders geht?
Wenn das so ist, dann habe ich immer noch die Möglichkeit, mich dagegen zu entscheiden – ich muss nicht unhöflich sein, ich brauche keine unflätigen Ausdrücke zu benützen, ich habe die Freiheit mich kritisch mit Informationen auseinanderzusetzen, ich kann immer die Wahrheit wählen – das liegt alles in meiner Entscheidung, ich habe die Wahl.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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