30.05.2025 Bruder Maximilian Wagner

Drohgebärde eines zahnlosen Tigers?

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Maximilian Wagner

Mit seinem Satz, dass die Ukraine das Recht habe, die gelieferten Waffen „auch jenseits der eigenen Landesgrenzen einzusetzen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet“, hat Bundeskanzler Friedrich Merz erneut die Diskussion entfacht, ob Deutschland nicht doch den Marschflugkörper „Taurus“ an die Ukraine liefern solle, um das Land endlich gegenüber seinem Aggressor in eine Position der Stärke zu bringen. Die von Merz angekündigten massiven neuen Sanktionen gegenüber Russland sind bisher nicht erfolgt.

„Angriff ist die beste Verteidigung“, lautet eine bekannte Militär-Strategie, die besagt, dass engagiertes Handeln aus dem Dilemma herausführt, nur auf die Aggression des Gegenübers reagieren zu können, und erlaubt, selbst proaktiv den Ton anzugeben.

Längst hat die Ukraine zwar in begrenzter Anzahl von seinen Unterstützern Waffensysteme zur Verfügung gestellt bekommen, die mit einer Reichweite von 300 km gezielte Angriffe auf russisches Gebiet ermöglichen.

Wie es scheint, wollen die Ukraine-Alliierten eine Zuspitzung der Spirale der Gewalt verhindern und schrecken davor zurück, einen Dritten Weltkrieg zu entfachen, sofern wir nicht bereits einen solchen führen.

Wenn Merz nur wohlklingende, markige Worte gebraucht und demonstrative Sätze eines selbstbewusst auftretenden Politikers prägt, die sich nicht in die Tat umsetzen lassen, braucht er sich nicht zu wundern, dass seine Drohgebärde der eines zahnlosen Tigers gleicht. Unser Bundeskanzler ist in meinen Augen gut beraten, den Mund nicht zu voll zu nehmen, damit er nach außen glaubwürdig bleibt.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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