Oft ist das, was uns beschäftigt und uns besorgt, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.

„Schuld sind immer die anderen“ – so dumm dieses Sprichwort auch ist, so tief sitzt es doch in unser aller Gehirne. Die „Anderen“ – das sind im Parlament die von der „anderen“ Partei, das sind für Gläubige die „Anders“-gläubigen, das sind für viele Einheimische jene, die einen „anderen“ Pass haben.
Wie leicht aus den anderen dann Fremde oder sogar Feinde werden, kann jede und jeder von uns alltäglich beobachten.
Im etymologischen Wörterbuch ist zu lesen, dass die Worte „anders“ und „andere“ auf das althochdeutsche andar zurückgehen. Das ist eigentlich ein Zahlenwort und bedeutet „der andere von zweien“. Im Ur-Sinn des Wortes ist der „andere“ also nicht der Fremde oder gar der Gegner, sondern mein Gegenüber oder mein „Kumpane“ (wörtlich: der mit mir das Brot isst).
Im politischen Geschäft scheint es heute darum zu gehen, die „anderen“ möglichst ins Abseits zu stellen (wenigstens rhetorisch) und ihnen Kompetenz und Ernsthaftigkeit abzusprechen. Das Bedrohliche daran: Diese Art des Umgangs findet ihren Widerhall oder ihr Vorbild in unserer täglichen Umgangssprache (auf der Straße, in den Medien …). Wir sind in der Gefahr, uns und unsere Standpunkte für „alternativlos“ zu halten. Dabei ist bereits im kleinen Kreis von Partnerschaft, Familie und Nachbarschaft und erst recht im gesellschaftlichen (und auch im kirchlichen) Diskurs die Akzeptanz der „Andersheit der anderen“ unerlässlich für ein friedliches Miteinander.
Nur wenn wir uns mit den anderen auf Augenhöhe begegnen, finden wir Lösungen für die Zukunft.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.