07.06.2025 Pater Cornelius Bohl

Der Geist tut nichts, er gibt uns zu tun

Ein Pfingstimpuls von Pater Cornelius

Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt!“ Dieser Satz steht im Neuen Testament (Apg 19,2). Und er lässt mich jedes Mal schmunzeln, wenn ich ihn im Gottesdienst höre. Zu dieser so leicht vergessenen Person des dreifaltigen Gottes passt das im Vergleich zu Weihnachten und Ostern scheinbar etwas blasse Pfingstfest. Ich aber mag es sehr. Und mir persönlich ist der Geist Gottes wichtig.

Die bekannten „sieben Gaben des Heiligen Geistes“ sind doch wirklich schöne Geschenke für mich: Gottes Geist verleiht mir Weisheit, Einsicht und Erkenntnis, gibt Rat und Stärke in schwierigen Situationen, erhält mich in Gottesfurcht und Frömmigkeit. Zugegeben, die beiden letzten Gaben sind etwas erklärungsbedürftig, aber ich kann sie für mich übersetzen: Er bewahrt mich in Ehrfurcht vor dem Geheimnis Gottes und hält mich in lebendiger Verbindung mit Jesus.

Das Wirken des Heiligen Geistes ist kein spiritueller Wohlfühlfaktor! Was der Geist mir schenkt, schenkt er mir für andere. Image by falco from Pixabay

Mal salopp formuliert: Wenn mich der Geist mit diesen Gaben beschenkt, was will ich denn mehr als glaubender Christ?

Wenn ich genauer nachdenke, wird das, was mich auf den ersten Blick so schnell zufrieden macht, zur Frage: Ist der Heilige Geist „nur das“? Habe ich wirklich etwas vom Geist Gottes erfasst, wenn ich nur dankbar darauf schaue, was er für mich bringt, wie er mich befähigt, einigermaßen gut und fromm durchs Leben zu kommen? Sind seine Gaben nur einfach Geschenke an mich? Natürlich darf ich von Herzen froh sein, wenn Gottes Geist in dieser Weise in mir wirkt. Aber es geht dabei doch nie nur um mich. Der Heilige Geist hat wesentlich mit Sendung zu tun. Seine Gaben werden sofort zum Auftrag: Kaum haben die Jünger, die sich aus Angst eingeschlossen hatten, den Geist empfangen, gehen sie hinaus zu den Menschen und erzählen ihnen von Jesus. Gottes Geist bewahrt nicht drinnen, er schickt raus. „Jedem wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“, schreibt Paulus (1 Kor 12,7). Das Wirken des Geistes in mir dient nicht in erster Linie der persönlichen Erbauung, ist kein spiritueller Wohlfühl- und Stabilisierungsfaktor, sondern schickt mich sehr nüchtern auf den Weg in einen konkreten Dienst, in eine vielleicht mühsame Verantwortung. Was der Geist mir schenkt, schenkt er mir für andere. Pierre Ganne hat es einmal pointiert und fast provozierend so ausgedrückt: „Der Geist tut nichts, er gibt uns zu tun.“ Wir dagegen erwarten von Gott oft eher ein Wunder als einen Ruf (Marcel Légaut).

Ich bleibe dabei: Pfingsten ist ein schönes Fest. Aber Pfingsten ist auch herausfordernd und manchmal sogar anstrengend. Ja, der Geist hält mich in lebendiger Verbindung mit Jesus, aber nicht, indem er mir ein „frommes Gefühl“ sichert, sondern indem er mich zu den Menschen schickt, die mich brauchen. Vielleicht sendet er mich neu zu meiner Familie, zu meinem Partner oder meiner Partnerin, zu Kindern und Enkeln. Vielleicht schickt er mich zu einem Menschen, der einsam ist, oder zu einem Kranken, der allein nicht mehr zurechtkommt. Vielleicht auch in ein klärendes Gespräch, ein neues Engagement, zu einem lange aufgeschobenen Besuch …

Wenn Pfingsten das Geburtsfest der Kirche ist, dann nicht nur deswegen, weil der Geist an alles erinnert, was Jesus gesagt hat (Joh 14,26), sondern weil er uns in Jesu Namen mit einem Auftrag in die Welt sendet. Ja, der Geist des Herrn will das Angesicht der Erde erneuern – auch eben auch durch mich. „Halte mich nicht fest!“, sagt der Auferstandene zu Maria von Magdala (Joh 20,17). Wir bleiben bei Jesus nicht, indem wir uns an ihn klammern. Wir bleiben bei Jesus, indem wir uns von ihm senden lassen.

Ich wünsche uns allen etwas vom Geist Gottes, der uns gerade in den Krisen und Unsicherheiten, die wir augenblicklich in Gesellschaft und Politik erleben, mit Hoffnung in die Zukunft gehen lässt und mit Jesus in lebendiger Verbindung hält. Und er hält uns in Verbindung mit Jesus nicht zuletzt dort, wo er uns mit einem Auftrag zu den Menschen sendet, die uns brauchen.


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